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19 September 2025

Bleibegespräch: Mitarbeiter umstimmen, die kündigen wollen

Posted in Führung, Leadership

Leadership & Management

Bleibegespräch: Mitarbeiter umstimmen, die kündigen wollen

Die Wechselbereitschaft der deutschen Arbeitnehmer steigt stetig. Bei jüngeren Beschäftigten soll sogar jeder zweite eine Wechselbereitschaft zeigen.

Für viele Arbeitgeber, die händeringend nach neuen Fachkräften suchen, bedeutet es, dass sie um ihr Personal bangen müssen. Wer um seine guten Mitarbeiter kämpfen und diese umstimmen möchte, sollte sich spätestens jetzt Gedanken um Strategien machen, um diese an das Unternehmen binden zu können. Sobald sich Kündigungsabsichten andeuten, bist du deshalb als Chef gefragt. Denn es ist ein Kraftakt, qualifiziertes Personal, welches sich über Monate oder Jahre bewiesen hat und ein nahezu unverzichtbarer Teil des Unternehmens geworden ist, zu ersetzen. Und Fluktuation kostet viel Geld.

Wie reagieren, wenn ein wichtiger Mitarbeiter kündigen will?

Wie auch immer du an die Information gekommen bist: Wenn du glaubst, dass ein für dich wichtiger Mitarbeiter ernsthafte Kündigungsabsichten hegt, solltest du nicht mit der „Tür ins Haus fallen.“ Klar – du könntest ihn direkt konfrontieren, um deine Befürchtungen bestätigt zu bekommen. Falls dir jedoch ernsthaft etwas daran liegt, die Kündigung zu verhindern, erfordert die Situation gute Vorbereitung.

Darauf achtest du jetzt:

Punkt #1: Achtsame Umgangsweise mit wechselwilligen Beschäftigten

Wichtig ist, dass Beschäftigte sich nicht bedrängt, überrumpelt oder gar etwas „verraten“ fühlen, weil die Information zu dir durchgesickert ist. In jedem Fall sollten Situationen verhindert werden, in denen der oder die Mitarbeiterin sich vor versammelter Mannschaft erklären muss.

Punkt #2: Persönliche Einladung zum Bleibegespräch

Ein ruhiges Gespräch unter vier Augen kann die Situation aufklären. Lade Beschäftigte, die (wahrscheinlich) ihren Job kündigen möchten, deshalb zu einem Gespräch ein – und zwar persönlich. Sollte nach dem Anlass gefragt werden, kannst du erwähnen, dass du das gerne ungestört in einem vertraulichen Gespräch verraten würdest, die Eingeladenen sich aber keine Sorgen oder Gedanken machen müssen.

Es wird ernst: Wie sollten Arbeitgeber ein Bleibegespräch führen?

Anders als im Vorstellungsgespräch, geht es dir in einem Bleibegespräch um etwas, das du verlieren könntest: eine besonders wichtige und gute Arbeitskraft, die sich bereits bewährt hat.

Bei einem Bleibegespräch besteht deshalb die Gefahr, dass es – unvorbereitet – nach hinten losgehen kann. Arbeitgeber sollten sich gut überlegen, welche Intentionen sie haben. Wenn du möchtest, dass jemand bleibt, gilt es, die volle Aufmerksamkeit zu schenken, anstatt selbst Argumente in einem Monolog aufzuführen, die zum Bleiben anregen sollen. Unsere Tipps für dich, damit dir dieses Gespräch gelingt:

Tipp #1: Achte darauf, welche Atmosphäre du schaffst

Die Atmosphäre eines Bleibegesprächs sollte nicht bedrohlich oder gekünstelt wirken. Die Art, wie du deine Mitarbeiter empfängst, kann die Gesprächsrichtung maßgeblich beeinflussen. Heißt: Ein offenes, einladendes und ehrliches Lächeln vermittelt Vertrauen. Ein stumpfer, gestresster Blick – denn vielleicht fühlst du dich gerade überfordert, was legitim ist – wird dir ebenfalls nicht helfen.

Nimm dir deshalb Zeit vor dem Treffen und werde dir bewusst, welche Stimmung du selbst gerade aussendest, weil die eigenen Emotionen meist auf unser Umfeld ausstrahlen können. Auch wenn es eine emotionale Situation ist: Für diesen Moment ist es wichtig, als Chef Ruhe zu bewahren.

Tipp #2: Vermeide lange Anekdoten, ohne zum Punkt zu kommen

Erleichterung wird dein Gegenüber erst verspüren, wenn dieser weiß, worum es hier überhaupt geht. Deshalb raten wir zu einem offenen, einfühlsamen Gespräch. Vermeide es, um den heißen Brei zu reden. Teile deine Gedanken, jetzt wo ihr unter euch seid, ehrlich mit.

Ein Beispiel:

Momentan bekomme ich mit, wie die allgemeine Jobsituation sich für viele Arbeitnehmer verändert. Mir ist es wichtig, offen darüber zu sprechen, um als Chef zu wissen, was meine Beschäftigten gerade brauchen. Wie geht es dir damit gerade? Denkst du auch darüber nach, dich beruflich zu verändern?

Tipp #3: Versprich ihnen nichts, was du nicht bieten kannst

Es ist ein Vertrauensbruch, Mitarbeiter mit Versprechungen zum Bleiben zu bewegen, die du eigentlich gar nicht halten kannst. Höre dir die Gründe für eine mögliche Kündigung an, aber reagiere nicht sofort mit utopischen Verheißungen – denn das kann die Beziehung schädigen und so landet das Kündigungsschreiben garantiert auf dem Tisch.

Besser: Erkundige dich danach, was du tun kannst, damit dein Gegenüber noch einmal über die Entscheidung nachdenkt und schaue dann, ob es realistisch ist, ein passendes Angebot zu machen.

Darauf solltest du unbedingt eingehen, wenn du eine Möglichkeit siehst, es anzubieten:

Tipp #4: Rechne damit, dass Mitarbeiter mit Kündigungsabsicht Dampf ablassen werden

Auch Vorgesetzte selbst sind ein häufiger Kündigungsgrund. Wenn die Beziehung zum Chef nicht stimmt, wir selbst die Schieflage aber gar nicht bemerken, ist es oft noch schlimmer. Rechne deshalb damit, dass du Kritik einstecken musst. Sie kann hilfreich und klärend für dich sein sowie eine Möglichkeit, es in Zukunft besser zu machen.

Tipp #5: Sei jetzt ein besonders aufmerksamer Zuhörer

Jemand zieht der Liebe wegen in eine andere Stadt – und du bist immer noch damit beschäftigt, ihn oder sie zum Bleiben zu bewegen? Wenn der Kündigungsgrund nichts mit dem Unternehmen an sich zu tun hat, kannst du dir diese Mühe häufig sparen.

Nicht nur das: Sei ein aufmerksamer Zuhörer, um zu verstehen, warum jemand gehen möchte. So schmerzhaft es auch sein mag, manchmal steht die Entscheidung bereits. Dann lohnt es sich aber, nach den Erfahrungen im Unternehmen zu fragen, um Verbesserungspotenzial zu erörtert und, wenn es dann Zeit ist, sich im Guten zu verabschieden.

Wie halte ich meine besten Mitarbeiter im Unternehmen?

Wenn es nicht gerade um externe Gründe geht, die nichts mit deinem Unternehmen zu tun haben, hast du als Chef die Chance, die Bleibewahrscheinlichkeit von guten Mitarbeitern zu erhöhen. Der beste Weg ist immer die direkte Kommunikation: Woran fehlt es, was kann verändert werden? Diese Fragen solltest du nicht erst stellen, wenn Beschäftigte sich bereits verabschieden wollen, sondern in regelmäßigen Abständen und vorbeugend. Einige Dinge, die Arbeitnehmer von heute sich häufig wünschen, siehst du hier:

  • Wertschätzung
  • gutes Arbeitsklima
  • Karriere- und Aufstiegschancen
  • Selbstbestimmung
  • flexible Arbeitsorte und -zeiten
  • Vereinbarkeit von Beruf und Familie
  • einen besseren Lohn

Zusatztipps, um Mitarbeiter umzustimmen und zu halten

Ein Bleibegespräch sollte nicht zu spät, sondern so bald wie möglich arrangiert werden. Andernfalls geht dir wertvolle Zeit verloren, in der deine guten Mitarbeiter ihre Entscheidung möglicherweise noch festigen werden. Teile deshalb freundlich, aber gegebenenfalls auch mit einer Erinnerung und sanftem Nachdruck mit, dass du dir das Gespräch so bald wie möglich erhoffst. Einige konkrete Terminvorschläge werden den Prozess erleichtern.

Übrigens: Setze deine Mitarbeiter im Bleibegespräch nicht unter Druck und gib ihnen die Zeit, die sie brauchen, um über alles gründlich nachzudenken. Du kannst gerne einen Folgetermin vereinbaren, damit beide Seiten wissen, woran sie sind – und wann es zu einer endgültigen Entscheidung kommen wird. Darüber hinaus ist gibt es nur eine Sache, die du zum Ausdruck bringen solltest: deine Wertschätzung und die Wichtigkeit des Arbeitnehmers für dich und dein Unternehmen.

Quelle: arbeits-abc.de

15 August 2025

Neuer Job, alte Probleme – woran es wirklich liegt

Posted in Coaching

Job & Karriere

Neuer Job, alte Probleme – woran es wirklich liegt

Ein Meeting, ein Satz, ein Stich ins Herz: „So schwer ist das doch nicht zu verstehen.“ Gesagt von der Chefin, vor allen anderen. Wieder einer dieser Momente, in denen du dich fragst: Muss ich mir das antun? Tatsächlich kündigen viele genau deswegen – wegen Konflikten, Frust, toxischem Arbeitsklima. Aber was, wenn dieselben Probleme dich auch im nächsten Job wieder einholen?

Immer Ärger mit Chef & Co – oder immer das gleiche Muster?

Sicher, toxische Kollegen und unfaire Chefs sind nicht selten die Ursache für Frust im Job. Toxische Verhaltensweisen können beispielsweise ständiges Lästern, Manipulation, Mikromanagement, respektloses Verhalten oder das Ausnutzen von Machtpositionen sein. Wenn die Arbeitsatmosphäre zudem von Konkurrenzdenken, fehlender Wertschätzung und ständigen Machtkämpfen geprägt ist, ist es kein Wunder, dass viele das Handtuch werfen.

Aber was, wenn sich die Probleme durch deine gesamte Karriere ziehen? Nach mehreren Jobwechseln und ähnlichen Erlebnissen stellt sich die Frage: Liegt es vielleicht auch an dir?

Hier geht es jetzt nicht darum, die Schuldfrage zu klären, sondern tiefer zu blicken. Welche Verhaltensmuster wiederholen sich? Konflikte entstehen oft aus einem Zusammenspiel von Erwartungen, Kommunikationsstilen aber auch persönlichen Grenzen. Und manchmal sind es unbewusste Verhaltensmuster, die dazu führen, dass sich immer wieder ähnliche Situationen entwickeln.

Psychologen sprechen in diesem Zusammenhang von Reinszenierung: Wir wiederholen im Arbeitsleben oft Beziehungsmuster aus früheren Erfahrungen – etwa aus der Kindheit oder von prägenden Rollenmodellen.

Wer z.?B. gelernt hat, Konflikte zu vermeiden, wird sie auch im Job eher runterschlucken – bis es irgendwann knallt. Und wer früh die Erfahrung gemacht hat, sich Anerkennung hart erkämpfen zu müssen, interpretiert jede sachliche Kritik als persönlichen Angriff.

Deine Jobträume gegen die Wand gefahren?

Viele starten in einen neuen Job voller Motivation und haben hohe Erwartungen an ihren neuen Arbeitsplatz: Das Team muss besser sein, die Führungskraft empathischer und mehr Freiraum möchte man haben. Oft gibt es jedoch Missverständnisse, z. B. wenn man glaubt, dass der Chef und Kollegen einem quasi jeden Wunsch von den Lippen ablesen sollte.

Zudem führen unrealistische Erwartungen wie die Annahme, dass es in Zukunft keinerlei Konflikte mehr geben wird oder alle Aufgaben immer klar strukturiert sind, zu Frustration. Doch dann die Ernüchterung: Der Chef hört doch nicht richtig zu, die Kollegin macht abwertende Kommentare, und du fühlst dich wieder allein mit einem Stapel von Aufgaben.

Frust entsteht oft, wenn die eigenen Bedürfnisse nicht klar definiert oder nicht deutlich genug kommuniziert werden. Werden diese Erwartungen nicht erfüllt, entsteht das Gefühl, dass sich niemand wirklich für einen interessiert. Doch was, wenn diese Erwartungen immer wieder enttäuscht werden?

Fight, Flight oder Frust: Wie du Konflikte (nicht) löst

Wie gehst du mit Konflikten um? Ziehst du dich zurück, wenn dir etwas unangenehm ist? Gehst du direkt in die Konfrontation oder suchst das 4-Augen-Gespräch? Es gibt kein richtig oder falsch, aber diese Strategien können dazu führen, dass sich ein bestimmtes Konfliktmuster etabliert. Wer sich immer zurückzieht, wird leicht übersehen – auch bei Beförderungen. Wer hingegen immer auf Konfrontation geht, kann schnell als schwierig und aggressiv wahrgenommen werden.

Wenn dir diese Dynamiken vertraut vorkommen, dann könnte ein Perspektivwechsel helfen: Nicht jeder Konflikt ist ein Grund zu gehen. Manchmal lohnt es sich, an der eigenen Kommunikation zu arbeiten und aktiv auf andere Menschen zuzugehen. Konkrete Techniken, wie die gewaltfreie Kommunikation oder das Formulieren von Ich-Botschaften(‚Ich fühle mich überfordert, wenn…‘), können dabei helfen, Missverständnisse zu vermeiden und konstruktive Gespräche zu führen. Denn oft sind Missverständnisse der wahre Grund, warum wir uns im Job immer wieder über die gleichen Dinge ärgern.

Von Job zu Job – und jedes Mal ein Stück leerer

Es kann auch sein, dass der ständige Jobwechsel nur Symptome verdeckt. Man wechselt den Arbeitsplatz, weil man glaubt, dass dort die Arbeitsbedingungen besser sind, doch tief im Inneren bleibt der Stress. Denn das eigentliche Problem – sei es das Gefühl, nicht gut genug zu sein oder eine tiefe Unsicherheit – bleibt bestehen. Das kann zu einem Zustand führen, den man als „Burnout durch Wiederholung“ bezeichnen könnte.

Dieser Begriff beschreibt den Zustand, wenn man durch ständige Konflikte und ungelöste Probleme emotional ausgelaugt ist. Studien zeigen, dass ständige emotionale Belastungen ohne Lösungsansätze zu einem Zustand chronischer Erschöpfung führen können.

Erfahrungsberichte von Betroffenen verdeutlichen, dass der wiederholte Wechsel der Arbeitsumgebung ohne Reflexion der eigenen Muster selten zu einer Verbesserung führt, sondern die Probleme eher noch verstärkt. Das Gefühl, dass es „immer wieder das Gleiche“ ist, frustriert und entmutigt. Man wechselt von einem Job zum nächsten in der Hoffnung, dass es besser wird, doch dies führt zu einer Abwärtsspirale, in der sich Stress und Frustration nur noch verstärken. Man schleppt sich von Job zu Job, und das Päckchen, das man zu tragen hat, wird mit jedem Wechsel nur noch schwerer.

Raus aus der Schleife – rein in die Klarheit

Bevor du den nächsten Jobwechsel in Erwägung ziehst, lohnt es sich, in dich hineinzuhorchen:

  • Was genau ärgert dich immer wieder?

  • Sind es ähnliche Situationen, die dich frustrieren?

  • Und wie reagierst du darauf?

Sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen kann unangenehm sein, aber sie sind der erste Schritt zu echter Veränderung. Nur wer sich seiner Bedürfnisse und Grenzen bewusst ist, kann in Gesprächen mit Kollegen und Vorgesetzten klarer kommunizieren. Beispiele dafür könnten sein, die bereits zuvor erwähnten Ich-Botschaften zu verwenden (z. B. „Ich brauche mehr Zeit für diese Aufgabe„) oder klare Vereinbarungen zu treffen, um Missverständnisse zu vermeiden.

Vielleicht hilft es, sich selbst besser kennenzulernen: Bist du jemand, der viel Bestätigung von außen braucht, um sich gut zu fühlen? Oder fällt es dir schwer, auf deine eigenen Stärken zu vertrauen? Diese Erkenntnisse sind wichtig, um langfristig zufriedener im Job zu werden.

Du kannst nicht vor dir selbst davonlaufen

Ein Jobwechsel kann sinnvoll sein – bei toxischer Atmosphäre, fehlender Entwicklung oder wenn Wertschätzung fehlt. Doch bevor du gehst, frag dich: Liegt das Problem wirklich im Job – oder wiederholt sich etwas in dir? Zufriedenheit entsteht nicht durch Tapetenwechsel, sondern durch Klarheit: über deine Grenzen, Bedürfnisse und deinen Umgang mit Konflikten.

Denn: Du kannst kündigen. Aber nicht vor dir selbst fliehen. Der Arbeitsort wechselt. Die Konflikte bleiben. Vielleicht liegt’s an den anderen. Vielleicht auch nicht. Was willst du im nächsten Job wirklich anders machen – und was bist du bereit, dafür zu verändern?

Über die Autorin - Anne Borrmann

Mit über 16 Jahren Erfahrung im Einzelhandel habe ich, Anne Borrmann (KarriereLady), eine erfolgreiche Entwicklung von der Auszubildenden zur Führungskraft durchlaufen. Meine Leidenschaft liegt in der Förderung von Talenten und der strategischen Karriereentwicklung. Als erfahrene Ausbilderin und Führungskraft teile ich mein fundiertes Wissen in den Bereichen Mitarbeiterführung, Ausbildung und Karriereplanung. Mit praxisnahen Tipps und wertvollen Einblicken unterstütze ich dich dabei, deinen beruflichen Weg gezielt und erfolgreich zu gestalten.

Quelle: arbeits-abc.de

01 August 2025

Konflikte in Online-Meetings lösen

Posted in Führung, Leadership

Richtig führen

Konflikte in Online-Meetings lösen

Mehr Teams denn je finden sich in Online-Meetings wieder. Wie in der echten Begegnung können sich auch hier Beteiligte angiften oder anschweigen. Allerdings kommen remote ein paar neue Konfliktherde hinzu. Wie erkenne ich diese? Wie spreche ich Konflikte an, wenn jeder vor seinem Rechner sitzt? Mediatorin Annette Vorpahl gibt Tipps für Führungskräfte.

1. Woran entzünden sich Konflikte in Online-Meetings?

Die häufigsten Ursachen beruhen auf der Technik, der Situation oder der Kommunikation. So mancher Mitarbeitende ist mit der Technik überfordert, obwohl diese so einfach zu bedienen scheint. Es fehlt die Onlineaffinität und manchmal auch die Bereitschaft, sich darauf einzulassen. Zweitens die Situation: Homeoffice schien zunächst eine praktikable und notwendige Lösung, die Arbeit unter Pandemiebedingungen fortführen zu können. Doch nicht jeder ist freiwillig dabei. Umstände wie Homeschooling, die parallele Arbeit des Partners in denselben vier Wänden oder der fehlende Small Talk mit Kolleginnen und Kollegen zerren an den Nerven.

2. Welchen Einfluss hat die Kommunikation?

Sie bietet die größte Angriffsfläche. Durch unpersönliche Chats und E-Mails entstehen schneller Missverständnisse und Falschinformationen, als wenn Menschen direkt und persönlich miteinander reden. Eine Nachricht wird als Bevormundung empfunden, jemand wird häufiger nicht informiert und fühlt sich ausgeschlossen. In der virtuellen Kommunikation kann der Großteil der Botschaft schnell verloren gehen: alles, was wir durch unseren Tonfall, die Mimik und Gestik unbewusst mitteilen. Eben das, was die Beziehungsebene ausmacht.

3. Führt auch das Verhalten in virtuellen Meetings zu angespannten Situationen?

Dafür gibt es viele Beispiele: Ein Teammitglied schaltet sich grundsätzlich nicht mit seinem Bild zu, ein anderes erscheint nie zur virtuellen Kaffeepause, Teilnehmende kommen zu spät, sie arbeiten nebenbei. Der Vorgesetzte klinkt sich öfter vorzeitig aus der Videokonferenz aus. Virtuelle Meetings sind außerdem anstrengender als Präsenztreffen, denn die Teilnehmenden müssen aufmerksamer sein und sich auf den Punkt konzentrieren. Daher sollten diese Treffen kürzer sein, es braucht Regeln für die Videokonferenz und eine klare und strukturierte Moderation. Der Pause kommt eine besondere Bedeutung zu.

4. Sollten Mitarbeitende ihre Zwists nicht grundsätzlich erst mal selbst klären?

Während sich Kolleginnen und Kollegen auf dem Flur oder in der Küche in der Regel über das eine oder andere private Thema austauschen, bevor sie einen Ärger ansprechen, ist die Hemmschwelle online viel höher – auch, weil da gleich viele Ohren mithören. Bei virtuellen Teams sind deshalb eine besondere Wachsamkeit und Gespür gefragt sowie ein offener Umgang miteinander, damit Unstimmigkeiten zeitnah angesprochen werden können. Für viele Führungskräfte sind Konflikte immer noch eine lästige Angelegenheit: Es geht um Ergebnisse und gute Zahlen. Dabei machen Konflikte Probleme bewusst, ermöglichen Veränderung und vertiefen Beziehungen zwischen Menschen – die Voraussetzung für eine gelingende Zusammenarbeit.

5. Was ist das Gefährliche, wenn Konflikte unbearbeitet bleiben?

Werden sie unter den Teppich gekehrt und bleiben lange Zeit unausgesprochen, können sie zu regelrechten Kriegen heranwachsen. Dann wird es schnell destruktiv und geht nicht mehr um die Sache, sondern um die Person. Bei sehr eskalierten Konflikten muss eine externe Fachperson einbezogen werden.

6. Warum sind Konflikte in virtuellen Meetings schwerer zu erkennen?

Wir können online nicht auf alle Sinne zugreifen. Wir sehen zum Beispiel nur das Gesicht und den Oberkörper. Je größer das Team im Meeting ist, desto schwieriger wird es außerdem, den Einzelnen im Blick zu behalten: Ist der andere noch aufmerksam? Hat jemand bereits innerlich abgeschaltet?

7. Auf welche konkreten Anzeichen kann ich achten?

Ob sich Unmut breitmacht oder sogar ein Konflikt schwelt, lässt sich unter anderem an zwei Merkmalen feststellen: Während die einen immer mehr reden, laut werden und sich aufregen, verstummen die anderen und sagen nichts mehr. Oft vermeiden Menschen auch den Blickkontakt, sie schauen weg oder verdrehen gar die Augen, wenn sie sich unbeobachtet fühlen. Möglicherweise zeigen sie kein Interesse mehr am Thema. Im schlimmsten Fall verlassen sie das Meeting einfach.

8. Was kann ich tun, wenn ich diese Anzeichen wahrnehme?

Es ist wichtig, um die genannten Symptome zu wissen, sie zu erkennen und Teammitglieder aktiv wieder ins Boot zu holen. Zum Beispiel kann ich einzelne Personen direkt ansprechen: „Tom, mich würde deine Meinung zum Thema interessieren.“ Oder ich schicke der Person eine private Chat-Nachricht. Die Führungskraft muss nicht immer Moderatorin oder Moderator sein, so kann sie sich besser aufs Beobachten konzentrieren. Moderatorinnen und Moderatoren sollten sich ein paar Formulierungen überlegen, die sich rein auf die Wahrnehmung beziehen, zum Beispiel: „Mir fällt auf …“ oder: „Ich merke …“

9. Wie spreche ich als Führungskraft einen Konflikt an?

Wenn die Stimmung dauerhaft angespannt ist oder ein Streit eskaliert, sind Sie in Ihrer Rolle als Konfliktmoderatorin oder -moderator gefragt. Vor jeder Konfliktklärung müssen erst einmal die Ursachen klar sein. Vorausgesetzt Sie selbst sind nicht am Konflikt beteiligt, sprechen Sie mit den beteiligten Konfliktparteien zunächst einzeln – am besten per Videotelefonie. So erkennen Sie nonverbale Signale zumindest teilweise. Folgende Fragen können hilfreich sein: Liegt es an den Rahmenbedingungen, also an der Technik, am Ort, am Raum, der Zeit? Hängt das Problem mit der Aufgabe zusammen? Oder ist der Konflikt persönlicher Art: Gibt es Reibereien zwischen zwei Personen, zwischen Gruppen innerhalb eines Teams?

10. Wie gehe ich im Gespräch mit den Konfliktparteien vor?

Prüfen Sie zunächst für sich, ob Sie eine neutrale Haltung als Vermittler einnehmen können. Wenn Sie unsicher sind, sollte ein HR-Experte oder externer Konfliktberater die Streitschlichtung leiten. Ansonsten bitten Sie beide Seiten zeitnah zum Gespräch. Zunächst werden ein paar Regeln geklärt: Jeder schaltet sein Video ein, man hört sich zu, lässt sich ausreden, beobachtet statt zu bewerten, verzichtet auf Vorwürfe – und ganz wichtig: verpflichtet sich zur Vertraulichkeit. Alles, was besprochen wird, bleibt bei den Teilnehmenden. Dann nennen Sie Anlass und Ziel des Gesprächs. Fragen Sie jede Seite: „Was ist aus Ihrer Sicht passiert?“ „Was stört, was belastet?“ Sie achten darauf, dass beide Seiten etwa gleich lange Redeanteile haben.

11. Wie kommt man zu einer Lösung?

So ein Gespräch wird häufig von allen Seiten als unangenehm empfunden, und man sucht gern schnell nach Lösungen. Aber erst wenn sich beide Seiten wirklich gegenseitig verstanden fühlen, kann mit der Suche begonnen werden: Was soll sich ändern? Woran würden Sie merken, dass der Konflikt beendet ist? Und: Was ist jeder bereit, dafür anders/neu zu tun? Am Ende steht eine Vereinbarung, die nach einer gewissen Zeit überprüft werden kann.

Über die Autorin

Annette Vorpahl blicke auf 10 Jahre Erfahrung als Coach, Trainerin, Supervisorin, Mediatorin und Organisationsentwicklerin zurück. Schwerpunkte von ihr sind Führungskräfteentwicklung, Persönlichkeitsbildung, Teambuilding, Kulturwandel in Unternehmen sowie Kompetenztrainings für Veränderung, Kommunikation und Konfliktklärung.

Quelle: Faktor A - Das Arbeitgebermagazin

 

13 Juni 2025

Unternehmensübernahmen meistern: 4 Learnings für eine erfolgreiche Mitarbeiterbindung

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Unternehmensübernahmen meistern: 4 Learnings für eine erfolgreiche Mitarbeiterbindung

Wie halten Sie Ihr Team zusammen, wenn eine Unternehmensübernahme alles auf den Kopf stellt? Felix Brüggemann, Geschäftsführer der KL netprint GmbH, teilt die vier entscheidenden Learnings aus seiner eigenen Übernahmeerfahrung und zeigt praxisnah, wie Unternehmen Fluktuationschaos und Vertrauensverluste erfolgreich vermeiden.

Unternehmensübernahmen sind ein zweischneidiges Schwert: Einerseits bieten sie die Chance auf Wachstum und Neuausrichtung, andererseits lösen sie bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern oft Unsicherheit, Ängste und Loyalitätsfragen aus. Für die Nachfolger, den neuen Eigentümern des Unternehmens, birgt das eine zentrale Herausforderung: Wie halten Sie Ihr Team zusammen, wenn alles auf den Kopf gestellt wird?

Ich weiß, wovon ich spreche. Im Juli 2023 habe ich die Geschäftsführung von KL netprint übernommen – einem mittelständischen IT-Systemhaus mit über 20 Mitarbeitenden. Die Übernahme wurde durch die TRADINEO Gruppe ermöglicht, eine mittelständische Beteiligungsgesellschaft, die auf nachhaltige Unternehmensnachfolgen spezialisiert ist. Mit dem Team von TRADINEO an meiner Seite und einer klaren Strategie habe ich erlebt, wie entscheidend Mitarbeiterbindung für den Erfolg eines solchen Übergangs ist.

Hier sind die wichtigsten Learnings, wie man eine Unternehmensübernahme ohne Fluktuationschaos und Vertrauensverluste meistert – basierend auf Zahlen, Praxisbeispielen und persönlicher Erfahrung.

Warum Mitarbeiterbindung bei Unternehmensübernahmen entscheidend ist

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Laut einer Deloitte-Studie erleben fast 50 Prozent der Unternehmen nach einer Übernahme eine erhöhte Fluktuation, insbesondere innerhalb des ersten Jahres. Besonders bitter: Die Abwanderung trifft oft nicht irgendwen, sondern genau die Schlüsselkräfte, die das Unternehmen zusammenhalten.

Familienunternehmen, wie KL netprint eines war, sind hiervon besonders betroffen. Warum? Weil sie oft eine sehr enge Unternehmenskultur pflegen, die mit dem Wechsel an der Spitze auf die Probe gestellt wird. Wenn die neuen Chefs diese Kultur nicht verstehen, verspielen sie das Vertrauen ihrer Mitarbeitenden schneller, als sie die erste Strategiepräsentation halten können.

Mein persönlicher Weg bei KL netprint: Vom Fremden zum Verbündeten

Als ich die Leitung von KL netprint übernahm, traf ich auf ein hochmotiviertes Team – aber auch auf viel Skepsis. Die Leute fragten sich: „Wer ist dieser Typ? Wird er das Unternehmen umkrempeln? Was passiert mit unseren Jobs?“ Diese Unsicherheit haben das TRADINEO-Team und ich erwartet, schließlich ist sie bei Übernahmen fast immer da. Meine Aufgabe war es, diese Fragen ehrlich und transparent zu beantworten.

1. Kommunikation als Schlüssel: Nicht perfekt, aber echt

Mein erster Schritt war, mit klaren Worten die Situation zu erklären – ohne Marketing-Floskeln oder unrealistische Versprechungen. In einer Betriebsversammlung stellte mich der bisherige Eigentümer vor und erklärte, warum er sich für mich und die TRADINEO Gruppe als Nachfolger entschieden hatte. Ein persönliches „Ich vertraue diesem Team“ vom Vorbesitzer hat mehr bewirkt, als jede Hochglanz-Broschüre es je könnte.

Zusätzlich haben wir jedem Mitarbeitenden eine persönliche Informationsmappe überreicht. Darin beantworteten wir Fragen wie:

  • „Was bleibt gleich?“
  • „Was verändert sich?“
  • „Wer ist der Neue, und was hat er mit KL netprint vor?“

Eine handgeschriebene Willkommenskarte und die Einladung zu persönlichen Gesprächen war dabei mehr als eine Geste – sie zeigten, dass ich die Menschen hinter den Jobtiteln kennenlernen wollte.

2. Nähe und Präsenz zeigen: Die Unsichtbarkeitssünde vermeiden

Nach der Unternehmensübernahme war ich gefühlt überall. Einzelgespräche, Kaffeerunden, Teamevents – mein Ziel war es, als Mensch greifbar zu sein, nicht nur als Geschäftsführer. Statt meinen ersten Monat in Strategiepapieren zu versinken, war ich bei meinem neuen Team.

Ein Beispiel: Einmal pro Woche habe ich das gesamte Team zu einem „Feierabendbier“ eingeladen. Keine Agenda, kein Druck – einfach nur reden. Ursprünglich als Übergangsmaßnahme geplant, wurde das Event zu einer festen Institution. Manchmal sind es diese kleinen Dinge, die Vertrauen schaffen.

3. Einbindung des gesamten Teams: Gemeinsam entscheiden statt verordnen

Bei KL netprint haben wir schnell erkannt, dass Mitarbeiterbindung nicht nur eine Sache von „Zuhören“ ist, sondern von aktiver Teilhabe. Ich habe das Team gebeten, gemeinsam mit mir eine neue Employer-Branding-Strategie zu entwickeln. Die Frage war: „Wie wollen wir nach außen auftreten, ohne unsere Unternehmenskultur aufzugeben?“

Dieses Projekt hat nicht nur die Kommunikation nach außen gestärkt, sondern auch das Team über alle Hierarchieebenen hinweg zusammengeführt. Die Mitarbeitenden wussten: „Unsere Meinung zählt hier wirklich.“

4. „Walk The Talk“: Die Kunst, Versprechen zu halten

Ein gebrochenes Versprechen wiegt schwerer als zehn erfüllte – und Vertrauen ist in einer Übernahmesituation Ihre wertvollste Währung. Besonders in der Anfangsphase war für mich die Versuchung groß, jedem Wunsch zuzustimmen, um gut dazustehen. Doch war ich mir bewusst, dass nichts unglaubwürdiger wirkt als unerfüllte Zusagen.

Es ging also darum, Grenzen zu setzen: Wenn etwas nicht sofort umzusetzen war, habe ich kommuniziert warum und bis wann eine Lösung zu erwarten ist. Gleichzeitig priorisierte ich kleine Erfolge: Beispielsweise habe ich das Stunden-Reporting unseres IT-Supports innerhalb der ersten Monate modernisiert – ein kleiner Schritt, der für die Mitarbeitenden einen großen Unterschied machte.

Fazit: Chancen nutzen, statt Risiken scheuen

Mitarbeiterbindung bei Unternehmensübernahmen ist kein „Nice-to-have“ – sie ist der Kern, der über Erfolg oder Scheitern entscheidet. Unternehmen sind nur so stark wie die Menschen, die sie formen. Als Nachfolger haben Sie die Chance, nicht nur ein Erbe anzutreten, sondern eine neue Ära einzuläuten – gemeinsam mit Ihrem Team.

Mein Weg bei KL netprint zeigt, dass eine Unternehmensübernahme nicht automatisch mit Vertrauensverlust und Fluktuation einhergehen muss. Es braucht transparente Kommunikation, echte Nähe und die Bereitschaft, Mitarbeitende aktiv einzubinden. Aber vor allem braucht es die Fähigkeit, Versprechen nicht nur zu machen, sondern sie auch einzulösen. So wird aus Unsicherheit eine Chance – für das Unternehmen, für die Mitarbeitenden und für Sie als neuen Kopf an der Spitze.

Über den Autor

Dr. Felix Brüggemann ist Geschäftsführer der KL netprint GmbH. Der promovierte Diplom-Kaufmann erwarb 2023 gemeinsam mit der TRADINEO Gruppe, einem mittelständischen Beteiligungsunternehmen, den Hamburger IT-Mittelständler KL netprint im Rahmen einer Altersnachfolge. Zuvor war Brüggemann lange Jahre als Führungskraft in einem süddeutschen Konzern tätig und gründete 2018 ein erfolgreiches Tech-Start-Up.

Quelle: hrjournal.de

14 März 2025

Generationenübergreifendes Arbeiten: Wider die große Sprachlosigkeit

Posted in Führung, Leadership

Generationenübergreifendes Arbeiten: Wider die große Sprachlosigkeit

Jung und Alt halten sich gegenseitig für kompetent, trauen sich aber nicht, miteinander darüber zu reden. Grund genug für Führungskräfte, der Sprachlosigkeit entgegenzuwirken, meint Benjamin Notheis, Vice President, Global Talent Development bei SAP. Wie können Unternehmen die Kommunikation zwischen den Generationen fördern?

Die Berufswelt war schon immer ein Ort, an dem Menschen unterschiedlichen Alters zusammenkommen – die „Jungspunde“ gibt es in jedem Unternehmen ebenso wie die „alten Hasen“. Im Zuge des demographischen Wandels dürften die Belegschaften in dieser Hinsicht in Zukunft jedoch noch heterogener werden, denn um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, wird es für Unternehmen immer wichtiger, nicht nur junge Talente anzulocken.

Ebenso ist es in vielen Fällen empfehlenswert, möglichst intensiv von erfahrenen Mitarbeiterinnen / Mitarbeitern und deren Expertise zu profitieren. Mit zunehmender Spannbreite im Alter der Belegschaft wird ein funktionierendes generationenübergreifendes Arbeiten zur Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Geschäftsbetrieb.

Doch das ist mitunter leichter gesagt als getan. Die Vorurteile und Stereotype, die Alt und Jung zuweilen übereinander pflegen, sind nicht nur harmlose Klischees, sondern können ganz konkrete Auswirkungen auf den Arbeitsalltag haben. So führte LinkedIn kürzlich eine Umfrage unter mehr als 2.000 Arbeitnehmerinnen/Arbeitnehmer durch, von denen jeweils die Hälfte zwischen 18 und 26 Jahre alt („Gen Z“) und die andere Hälfte zwischen 26 und 80 Jahre alt war. Beide wurden zu ihrer Sichtweise auf die jeweils andere Altersgruppe befragt. Das Ergebnis zeigt eine erschreckende Sprachlosigkeit zwischen den Generationen. So hatte mehr als jeder zehnte Befragte aus der Gen Z seit über einem Jahr kein direktes Gespräch mit Kollegen geführt, die 50 Jahre oder älter sind.

Interessant wird es, wenn man auf die Gründe für diesen Mangel an Kommunikation schaut. In besagter Umfrage äußerten Vertreterinnen / Vertreter beider Generationen häufig die Ansicht, dass die jeweils andere Generation über mehr Wissen verfüge als sie selbst, sie sich jedoch nicht trauten, sie aktiv darauf anzusprechen – aus Angst, sich zu blamieren, missverstanden zu werden oder einem generellen Unwohlsein dabei, andere um Hilfe zu fragen.

Das Unterlegenheitsgefühl der Älteren gegenüber den Jüngeren ist dabei gar nicht so außergewöhnlich, wie es für manche klingen mag. Durch meine langjährige Tätigkeit in einem Softwareunternehmen weiß ich aus eigener Erfahrung, dass gerade in Branchen mit hohem Innovationstempo häufig den Jüngeren zugeschrieben wird, fachlich mehr up-to-date zu sein als die älteren Jahrgänge.

Dieses Erkenntnis deckt sich mit Forschungen aus den USA bezüglich „Meta-Stereotypen“ zwischen verschiedenen Altersklassen, also der Vorstellung, was andere über uns aufgrund unserer Alterszugehörigkeit denken. Dabei stellte sich heraus, dass sowohl jüngere als auch ältere Berufstätige glauben, dass die jeweils andere Altersgruppe schlechter über sie denke, als sie es tatsächlich tut.

Sprachlosigkeit überwinden – Alt und Jung können viel voneinander lernen

Es ist schon paradox: Jung und Alt halten sich gegenseitig für kompetent, trauen sich aber nicht, miteinander darüber zu reden. Dementsprechend leiden Informations- und Erfahrungsaustausch und damit die Arbeitskultur und letztlich Produktivität und Innovationskraft. Grund genug für Führungskräfte, der Sprachlosigkeit entgegenzuwirken und die Kommunikation zwischen den Generationen zu fördern – und zwar in beide Richtungen.

Weitergabe von Soft Skills

Weit verbreitet ist das klassische Mentoring: Erfahrene Mitarbeitende teilen ihren Erfahrungsschatz mit den jüngeren Kolleginnen/Kollegen und stehen ihnen mit gutem Rat zur Seite. In vielen Unternehmen ist diese Form des Mentoring seit Langem fest etabliert und häufig mit entsprechenden Mentoring- und Coaching-Programmen institutionalisiert. Jedoch sollten sich solche Programme nicht allein auf die rein fachliche Weitergabe von Wissen beschränken. Ebenso wichtig für eine ausgewogene Arbeitskultur ist die Weitergabe von Soft Skills.

Im intergenerativen Kontext bedeutet dies, dass die Jüngeren von den Älteren, Erfahreneren einiges über Frustrationstoleranz und den gelassenen Umgang mit neuen, ungewohnten und stressigen Situationen lernen können – also dem, was man gemeinhin unter „Resilienz“ zusammenfasst. Dies kann bereits durch das informelle Teilen von anekdotischem Wissen geschehen – wie ist man mit einer ganz konkreten, bereits erlebten herausfordernden Situation umgegangen und hat sie erfolgreich bewältigt?

Kennenlernen neuer Sichtweisen

Derzeit noch weniger verbreitet ist das sogenannte Reverse Mentoring, also die Wissensvermittlung von jüngeren bzw. hierarchisch tiefer gestellten an ältere bzw. höhergestellte Kolleginnen / Kollegen. Wie das Mentoring hat auch das Reverse Mentoring eine fachliche und eine zwischenmenschliche Komponente. Fachlich betrifft sie typischerweise das Wissen über neue Technologien wie digitale Anwendungen oder den Umgang mit Social Media. Auf menschlicher Ebene können ältere Mitarbeitende durch den Perspektivwechsel und das Kennenlernen neuer Sichtweisen profitieren. Ebenso kann das direkte Erfahren von Wertschätzung durch die Jüngeren den erwähnen negativen Meta-Stereotypen entgegenwirken.

Sowohl beim Mentoring als auch beim Reverse Mentoring geht es also nicht nur um die ebenso altbekannte wie richtige Forderung nach „lebenslangem Lernen“. Es geht letztlich auch um gelebten Respekt und Wertschätzung. Führungskräfte können den generationenübergreifenden Austausch formell durch entsprechende Programme und Workshops fördern. Daneben bietet aber vor allem die gelebte Zusammenarbeit im Berufsalltag sowie nicht zuletzt eine Unternehmenskultur, in der Diversität, Offenheit und Wertschätzung gelebt werden, die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche intergenerationelle Zusammenarbeit. Oder wie wir bei meinem Arbeitgeber sagen: „Aging is natural, ageism is not.“

Zur Person

Benjamin Notheis ist Vice President, Global Talent Development bei SAP. In dieser Rolle setzt er sich für die persönliche und fachliche Förderung von Tausenden von SAP-Mitarbeitenden ein. Sein Team kümmert sich um die Talententwicklung sowohl aus der zentralen HR- als auch aus der Unternehmensperspektive, indem es eine starke, vielfältige und transparente Talentpipeline aufbaut. In früheren Positionen bei SAP war er Head of Board and Customer Office sowie Executive Business Assistant für zwei Vorstandsmitglieder.

Quelle: hrjournal.de

17 Januar 2025

Erfolg durch Worte: So kommunizieren visionäre Leader

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Kommunikation & Leadership

Erfolg durch Worte: So kommunizieren visionäre Leader

Erfolg ist kein Zufall. Er ist das Ergebnis von Talent, harter Arbeit und effektiver Kommunikation. Aber was genau zeichnet die besten Kommunikatoren aus?

Was versteht man unter Kommunikation?

Kommunikation ist der Austausch von Informationen, Gedanken und Gefühlen zwischen Menschen. Sie kann verbal (durch Worte) oder nonverbal (durch Gesten, Mimik, Körpersprache) erfolgen. Im Business ist Kommunikation sozusagen das Bindeglied, das Teams zusammenhält, Ziele klar definiert und auch Konflikte löst.

Die Rolle der Kommunikation für die Mitarbeitermotivation

Die Art und Weise, wie Führungskräfte und Unternehmenslenker kommunizieren, hat einen massiven Impact auf die Motivation der Mitarbeiter. Führungskräfte sollten daher stets transparent, ehrlich und einfühlsam auftreten. Regelmäßiges, sowohl positives als auch konstruktives Feedback, gehören zur Routine.

Aktives Zuhören, das Eingehen auf Mitarbeiteranliegen, klare Anweisungen und das Teilen der Unternehmensvision sind weitere Schlüsselfaktoren, um das gesamte Team auf ein gemeinsames Ziel auszurichten.

Drei Elemente effektiver Kommunikation

Lass uns nun die drei Schlüsselaspekte betrachten, die essenziell für gute und effektive Kommunikation sind.

1. Aktives Zuhören

Aktives Zuhören bedeutet, sich voll und ganz auf den Gesprächspartner zu konzentrieren, echtes Interesse zu zeigen und die Perspektive des Gegenübers zu verstehen. Es geht darum, nicht nur still zu sein, während der andere spricht, sondern wirklich zuzuhören.

Warum ist aktives Zuhören wichtig?

Erfolgreiche Menschen, wie Richard Branson, betonen die Bedeutung des Zuhörens wie folgt: „If you want to stand out as a leader, a good place to begin is by listening.“ Aktives Zuhören schafft Vertrauen, zeigt Respekt und fördert eine tiefere Verbindung zwischen den Gesprächsteilnehmern. Viele Führungskräfte sehen darin sogar den wichtigsten Erfolgsfaktor, der es ihnen ermöglicht, auf die Bedürfnisse und Anliegen ihrer Mitarbeitenden und Kunden einzugehen.

Wie kann man es umsetzen?

  • Zeit nehmen: Nimm dir bewusst Zeit für Gespräche.
  • Nachfragen: Stelle klärende Fragen, um sicherzustellen, dass du alles richtig verstanden hast.
  • Auf Körpersprache achten: Beachte auch nonverbale Signale deines Gesprächspartners. 

Reflexionsfrage: Wie oft hörst du wirklich zu, ohne sofort eine Antwort oder Lösung parat zu haben?

2. Klarheit und Präzision

Klare und präzise Kommunikation bedeutet, komplexe Informationen verständlich, präzise und direkt zu vermitteln. 

Warum ist eine klare und präzise Kommunikation wichtig?

Missverständnisse sind oft die Wurzel vieler Probleme in Unternehmen und auch Beziehungen zueinander. Steve Jobs war bekannt für seine klaren und prägnanten Aussagen. Er konnte technische Details so einfach und verständlich erklären, dass selbst Nicht-Techniker seine Vision verstanden und begeistert folgten. Und Paul Watzlawick betonte die Bedeutung der klaren Kommunikation mit den Worten: „Man kann nicht nicht kommunizieren.“ Klare und präzise Kommunikation sollte daher bewusst und effektiv gestaltet werden.

Wie kannst du klar und präzise kommunikzieren?

  • Einfachheit: Verwende einfache und verständliche Sprache.
  • Konkret werden: Vermeide vage Aussagen und sei konkret.
  • Visualisierungen nutzen: Unterstütze deine Botschaften mit visuellen Hilfsmitteln.

Reflexionsfrage: Drückst du dich immer klar aus, oder hinterlässt du Raum für Interpretationen und Missverständnisse?

3. Überzeugungskraft und Inspiration

Überzeugende und inspirierende Kommunikation bedeutet, andere nicht nur zu informieren, sondern sie zu begeistern und zu motivieren. Dies erfordert eine natürliche Authentizität, Leidenschaft und die Fähigkeit, eine Vision überzeugend darzustellen.

Warum ist eine überzeugende und inspirierende Kommunikation wichtig?

Simon Sinek, Autor und Motivationsexperte, sagt: „Menschen kaufen nicht, was du tust, sie kaufen, warum du es tust.“ Erfolgreiche Menschen kommunizieren ihr „Warum“ auf eine Weise, die andere inspiriert und überzeugt.

Als Unternehmer, der Produkte oder Dienstleistungen anbietet, solltest du dich damit auseinanderzusetzen. Aber auch für Teamleader außerhalb der Wirtschaft, z.B. im Mannschaftssport, sind Überzeugungskraft, Motivation und das „Warum“ wichtig.

Wie kann man es umsetzen?

  • Leidenschaft zeigen: Teile deine Begeisterung und Vision.
  • Geschichten erzählen: Nutze Storytelling, um deine Botschaft lebendig zu machen.
  • Echtheit: Sei authentisch und bleib dir selbst treu.

Reflexionsfrage: Schaffst du es, andere zu inspirieren und für deine Vision und Ziele zu begeistern?

Checkliste: Drei praktische Tipps zur Umsetzung

  1. Übe aktives Zuhören: Nimm dir bewusst Zeit, um deinen Gesprächspartnern aufmerksam zuzuhören. Frage nach, um sicherzugehen, dass du auch alles richtig verstanden hast.
  2. Arbeite an deiner Ausdrucksweise: Verwende eine einfache, klare und präzise Sprache, um deine Botschaften verständlich zu machen.
  3. Inspiriere durch dein „Warum“: Teile deine Vision und Begeisterung, um andere zu motivieren und zu überzeugen.

Erfolg basiert auf vielen Faktoren, doch ohne effektive Kommunikation sind selbst die brillantesten Ideen und Pläne oft zum Scheitern verurteilt. Indem du diese Fähigkeiten meisterst, legst du den Grundstein für nachhaltigen Erfolg.

Merke: Kommunikation ist der Schlüssel zum Führungs- und Unternehmenserfolg!

Welche Faktoren sind für dich entscheidend, um eine effektive Kommunikation als Führungskraft und/oder Unternehmer zu gewährleisten?

Über den Autor

Fred Eichwald  ist Unternehmer | Mentor | Stratege | sowie Inhaber von arbeits-abc.de

Quelle: arbeits-abc.de

07 November 2024

6 Schritte, mit denen Du es schaffst, tiefgründige Gespräche zu führen, die Dich weiterbringen

Posted in Coaching

6 Schritte, mit denen Du es schaffst, tiefgründige Gespräche zu führen, die Dich weiterbringen

Small Talk bringt uns in den schnellen Kontakt, langfristig führen tiefergehende Gespräche aber eher zum Erfolg und sind befriedigender. So gelangst du vom Kratzen an der Oberfläche dorthin, wo Du wirklich was lernen kannst.

Die Leere des Small Talks erklärt, warum er oft so langweilig ist. Sie müssen dazu nicht mal einen Aufzug besteigen, es reicht ein Besuch beim Friseur, eine Fahrt im Taxi oder sogar ein Kaffeehausbesuch mit der besten Freundin. Manchmal kann es mühsam sein, herauszufinden, was man sagen soll.

Small Talk ist aber dennoch sehr nützlich, wir setzen diesen in unserer Kundenforschung jedes Mal ein, um mit fremden Menschen eine soziale Interaktion herzustellen. Obwohl es wichtig ist, den Wert von Small Talk zu erkennen und zu verstehen, dass Small Talk durchaus seine Berechtigung hat, bleibt er dennoch weit hinter dem zurück, was viele von uns eigentlich wirklich wollen: Gespräche mit Tiefe. 

Damit meine ich Gespräche, bei denen wir die Untiefen des Small Talks hinter uns lassen und tiefer eintauchen. Der Unterschied zwischen diesen beiden Formen von Gesprächen ist, dass man bei Gesprächen von Tiefen etwas lernt. Es kommt allerdings auf das an, was Sie lernen. Wenn ein Gespräch es Ihnen ermöglicht, etwas Wichtiges über sich selbst oder die andere Person zu erfahren oder wenn Sie dadurch die Welt besser verstehen, wird es wirklich bedeutungsvoll.

Tiefe Gespräche mit Sinn machen zufrieden

Aufgrund des tiefen menschlichen Bedürfnisses nach Selbstdarstellung gewinnen wir Sinn daraus, uns selbst zu verstehen. Die meisten von uns sehnen sich nach einer Gelegenheit, unsere Gedanken mitzuteilen, Dinge zu klären und zu erforschen, die uns wichtig sind. Wenn wir also die Möglichkeit haben, unsere abstrakten Gedanken in Worte zu verwandeln und wir sie dann noch mit einem interessierten Zuhörer teilen, der diese Gedanken bestätigt, fühlen wir uns verstanden. Das ist eine der wichtigsten Erfahrungen, die wir in unzähligen Kundenforschungsprojekten gemacht haben.

Aber auch eine andere Erfahrung haben wir dabei gemacht: Bei einem sinnvollen Austausch ist die Rolle des Zuhörers von entscheidender Bedeutung. Ein guter Zuhörer ermöglicht es, dass wir durch seine Augen Feedback erhalten, wer wir sind. Forscher fanden heraus, dass die Lebenszufriedenheit von Probanden umso höher war, je inhaltsreicher die Gespräche waren. Das kommt daher, da dieser Prozess des Sprechens, des Gehörtwerdens und des besseren Selbstverstehens zu einem Gefühl der Verbundenheit führt, was wiederum ein grundlegendes menschliches Bedürfnis befriedigt.

Für viele von uns sind diese qualitativ hochwertigen Gespräche frustrierend selten und schwer fassbar, wenn man bedenkt, wie viel Zeit wir mit anderen Menschen verbringen. Aber die gute Nachricht ist, dass wir mit ein wenig Aufwand und ein paar neuen Ansätzen Wege finden können, sie öfter zu genießen.

  1. Sehen Sie Small Talk als notwendigen ersten Schritt: Um Ihre Gespräche zu verbessern, sollten Sie Small Talk nicht ganz ablehnen. Es ist eine gute Möglichkeit, die Bühne vorzubereiten und eine Beziehung aufzubauen. Durch Small Talk werden zunächst gemeinschaftliche Bindungen geschaffen. Es lohnt sich, ein wenig Small Talk zu tolerieren, denn er legt den Grundstein für etwas Reichhaltigeres. Wenn Sie sich zum ersten Mal mit jemandem treffen, ist es deswegen nicht verkehrt zunächst über das Wetter zu sprechen, aber Sie sollten nicht ewig bei diesem Thema verweilen.
  2. Stellen Sie bessere Fragen: Aus offensichtlichen Gründen sprechen viele von uns gern über die Themen, die uns persönlich interessieren. Eine Möglichkeit, bessere Gespräche zu führen, besteht darin, für einen Moment aus dem eigenen Körper zu treten und mehr über die andere Person nachzudenken. Das bedeutet, Fragen zu stellen. Um die richtigen Fragen zu stellen, müssen Sie Ihren Gesprächspartner und den Kontext, in dem Sie sich befinden, zunächst beurteilen. Was auch immer Sie fragen, gehen Sie davon aus, dass Ihr Gegenüber diese Frage schätzen wird: Eine Studie aus dem Jahr 2017 ergab, dass Menschen, die Fragen stellen, generell mehr Anklang finden.
  3. Hören Sie zu: Fragen zu stellen ist nur der Start. Es reicht aber nicht. Sie müssen wirklich zuzuhören. Der bekannte Autor Stephen Covey sagte einmal, dass die meisten von uns nicht mit der Absicht zuhören, um zu verstehen, sondern um zu antworten. Um diesen Instinkt zu korrigieren, reicht es also nicht, nur zu fragen, sondern Sie müssen auch bewusst wirklich zuhören.
  4. Seien Sie bereit, etwas über sich selbst zu erzählen: Es gibt einen kritischen Übergangsmoment in der Entwicklung aller Beziehungen: Es ist der Moment, in dem Sie sich dazu entschließen, etwas Persönlicheres über sich selbst preiszugeben. Psychologen nennen diesen Schritt Selbstoffenbarung. Jedes Mal, wenn eine Person etwas Wichtiges über sich erzählt, wird eine Schicht abgezogen und etwas Tieferes und Wichtigeres freigelegt, bis schließlich der Kern erreicht wird. Einen Teil Ihres inneren Selbst freizulegen – und sei es nur die erste Schicht – erfordert Mut, aber es führt zu besseren, bedeutungsvolleren Gesprächen. Und dank dem Gesetz der Gegensetzlichkeit wird es auch Ihr Gegenüber dazu ermutigen, sich zu öffnen.
  5. Seien Sie bereit zu lernen: Wenn Sie im Voraus wissen, dass Sie eine bestimmte Person treffen werden, ist es hilfreich, sich etwas vorzubereiten. Nehmen Sie eine lernorientierte Haltung ein. Dies gilt insbesondere für Gespräche im Arbeits- oder Bildungskontext, bei denen die Bedeutung wahrscheinlich nicht so sehr durch den Austausch persönlicher Informationen entsteht, sondern es um ein wichtiges Thema oder Anliegen geht. Das erfordert neben einer kurzen Vorbereitung und auch eine Haltung der Demut und Aufgeschlossenheit – und die Bereitschaft, zuzugeben, dass man etwas nicht weiß.
  6. Seien Sie bereit, zu geben und zu nehmen: Das Herzstück eines guten Gesprächs ist Gegenseitigkeit. Der Zauber entsteht, wenn Sie und Ihr Gesprächspartner sich an eine einfache Regel halten: Sie geben ihm oder ihr den Raum zum Reden und hören wirklich zu, was die andere Person zu sagen hat. Wenn Sie echtes Interesse zeigen, wird Ihr Gegenüber auch neugierig und interessiert. Durch wechselseitige Interaktionen wird ein Zugehörigkeitsgefühl erzeugt. Es ist wie ein Tanz, ein Geben und Nehmen, bei dem Sie darauf achten, was die andere Person sagt, was Sie sagen und wie das andere Person antwortet.

Nichts davon ist besonders einfach und vielleicht auch nicht selbstverständlich, was vielleicht der Grund dafür ist, dass gute Gespräche so selten sind. Aber wenn wir uns daran erinnern, wie wichtig Geben und Nehmen ist, und bereit sind, uns anzustrengen, gibt es keinen Grund, warum wir nicht alle mehr Gelegenheiten finden sollten, bedeutungsvollere Gespräche zu führen.

Mit wem auch immer Sie sprechen, denken Sie daran, dass Gespräche – wie so vieles im Leben – gut oder schlecht sein können und auch alles dazwischen. Aber wenn Gespräche gut sind, können sie großartig sein, weil sie anregen und unser grundlegendes menschliches Bedürfnis nach Engagement und Lernen befriedigen. Gute, tiefe und bedeutungsvolle Gespräche ermöglichen es uns, etwas über uns selbst zu erzählen, uns und unsere Welt zu erforschen und zu verstehen, wer wir sind. Wir können dadurch mit anderen in Kontakt treten und von ihnen lernen. Sie sind eine grundlegende Quelle des Vergnügens. Wir brauchen nur versuchen, sie häufiger zu erleben.

Über die Verfasserin

Ingrid Gerstbach ist Innovationsexpertin und gilt als deutschsprachige Koryphäe der aus den USA stammenden Innovationsmethode Design Thinking. Die Betriebswirtin, Wirtschaftspsychologin und Erwachsenenbildnerin berät internationale Unternehmen und Universitäten und schreibt Kolumnen und Bücher.

Quelle: xing.com

19 April 2024

Was Führungskräfte von Influencern lernen können?

Posted in Hör-/Buchtipp, Führung, Leadership

Was Führungskräfte von Influencern lernen können?

Sie inszenieren ihre Auftritte, wollen sich als Marke etablieren, kommunizieren auf vielen Kanälen und zeigen sich als Menschen mit Gefühlen: Von erfolgreichen Influencern können sich Chefs einiges abschauen.

In der von rascher Veränderung geprägten Geschäftswelt müssen Führungskräfte sich zu Influencern in ihrem Beziehungsnetzwerk entwickeln, um die gewünschte Wirkung zu entfalten.

Wie lange ist eine Führungskraft eine Führungskraft? Solange andere Menschen ihren Ideen, Initiativen usw. folgen. Folgen ihr keine Personen (Mitarbeiter, Kollegen usw.) mehr, ist sie auch keine Führungskraft mehr. Sie ist schlicht wirkungslos und kann sich mittelfristig vermutlich einen neuen Job suchen.

Dieses Schicksal teilen Führungskräfte mit den Influencern im Netz: Auch sie sind nur solange Influencer, solange sie Follower haben. Und das Bemerkenswerte dabei ist: Ihre Follower folgen ihnen ganz freiwillig; sie lassen sich völlig ohne Zwang von ihren Ideen usw. beeinflussen und inspirieren.

Dies ist auch das Ziel einer modernen Führung. Sie zielt darauf ab, ein Milieu zu kreieren, in dem andere Mensch sich freiwillig für das Erreichen der gemeinsamen Ziele engagieren und eigeninitiativ ihr Denken und Handeln daraufhin überprüfen, inwieweit sie damit ihren Beitrag hierzu leisten.

Dieses Ziel zu erreichen, wird umso wichtiger, je stärker die Führungskräfte ihre Mitarbeiter auf Distanz führen – zum Beispiel, weil diese weitgehend im Homeoffice arbeiten. Also lohnt es sich, sich mit dem Phänomen Influencer zu befassen. Nachfolgend neun Thesen, was diese erfolgreich macht.

These 1: Influencer zeigen sich.

Ein wichtiger Erfolgsfaktor aller Influencer im Netz ist, so banal dies klingt: Sie sorgen dafür, dass sie sichtbar sind – zum Beispiel, indem sie regelmäßig ihre Social Media-Kanäle füttern und ihr virtuelles Netzwerk pflegen. Ähnliches gilt für alle Personen, die Influencer sind oder sein möchten. So fällt zum Beispiel auf, wie oft unsere Spitzenpolitiker seit Ausbruch der Corona-Pandemie nach einem anstrengenden Arbeitstag abends noch in Fernseh-Talkshows sitzen, um ihr Denken und Handeln der Bevölkerung zu vermitteln und zu erreichen, dass diese ihre Entscheidungen mitträgt. Das heißt, eine Führungskraft, die sich nur hinter ihrem Schreibtisch verbirgt, wird nie ein Influencer, denn eine Voraussetzung hierfür ist: Man muss die Kommunikation mit den Netzwerkpartnern suchen.

These 2: Influencer stehen erkennbar für gewisse Werte.

Fast alle erfolgreichen Influencer haben eine klare Botschaft bzw. stehen erkennbar für gewisse Werte. Dies sollte auch bei Führungskräften der Fall sein: Sonst sind sie für ihre Netzwerkpartner unberechenbar. Wenn sie in ihrem Denken und Handeln aus deren Sicht schwanken wie ein Rohr im Wind, fassen sie zu ihnen kein Vertrauen. Und dies führt dazu, dass sie auch nicht bereit sind, ihnen und ihren Ideen zu folgen. Dies ist jedoch gerade in unsicheren Zeiten wie den aktuellen wichtig. In ihnen ist Vertrauen der entscheidende Erfolgsfaktor.

These 3: Influencer inszenieren ihre Auftritte.

Erfolgreiche Influencer überlassen ihr Auftreten nicht dem Zufall. Sie inszenieren ihre Auftritte, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Diesbezüglich haben viele Führungskräfte noch Entwicklungspotenzial.
Das zeigt sich zum Beispiel in den Online-Meetings, die seit dem Ausbruch der Pandemie vermehrt stattfinden. Bei ihnen registriert man als Beobachter immer wieder: Die Führungskräfte loggen sich nicht selten verspätet ein, sie tragen, wenn sie im Homeoffice arbeiten, häufig eine sehr legere Freizeitkleidung, sie hängen nicht selten schlaff auf ihrem Stuhl und im Hintergrund sieht man zum Beispiel ein Strandbild mit Palmen.

Dabei ist eine Botschaft, die die Führungskräfte ihren Mitarbeitern in den Online-Meetings eigentlich stets auch vermitteln möchten: "Wir arbeiten nun zwar vermehrt im Homeoffice, doch ansonsten gilt: Business as usual." Von ihrem Auftritt geht aber oft eine gegenteilige Botschaft aus.

These 4: Influencer wollen eine vertrauenswürdige Marke sein.

Hinter dem Inszenieren der Auftritte der Influencer steckt auch der Wunsch: Sie möchten sich als Marke etablieren. Eine Marke kennzeichnen zwei Faktoren: Sie ist aufgrund ihres Auftritts beziehungsweise Erscheinungsbilds wiedererkennbar.Sie gibt den Kunden ein Leistungsversprechen. So wie dies zum Beispiel das Unternehmen Audi mit dem Slogan "Vorsprung durch Technik" oder das Unternehmen BMW mit seinem Slogan "Freude am Fahren" tut. Auch Führungskräfte sollten für ihre Netzwerkpartner erkennbar für bestimmte Grundüberzeugungen und -haltungen stehen – zum Beispiel: "Auf meine Aussagen ist Verlass." Und "Ich bin bereit, neue Wege zu gehen."
Außerdem sollten sie ihren "Followern" ein Leistungsversprechen geben – zum Beispiel:

"Ich binde Euch in meine Entscheidungsprozesse, soweit möglich, ein." Oder: "Wenn es hart auf hart kommt, stehe ich hinter Euch."

These 5: Influencer funken auf vielen Kanälen.

Influencer kommunizieren mit ihren Followern nicht nur über ein Medium wie Twitter, sondern auf verschiedenen Kanälen und zwar abhängig davon, welche Botschaft sie vermitteln und welche Wirkung sie erzielen möchten. Diese Kompetenz brauchen heute auch Führungskräfte. Sie müssen wissen, welche Botschaften kann ich per Mail, in Online-Meetings oder über die Social-Media verkünden und wann sollte ich das persönliche Gespräch suchen. Führungskräfte brauchen also eine gewisse Medienkompetenz. Sie müssen die Stärken und Schwächen der verschiedenen Kommunikations- und Informationskanäle kennen und diese gezielt nutzen.

These 6: Influencer interagieren mit ihren Followern.

Influencer sind nur solange Influencer, solange sie Follower haben. Verweigern Letztere ihnen die Gefolgschaft, sind sie keine Influencer mehr. Influencer wissen um diese Abhängigkeit. Deshalb versuchen sie möglichst viel mit ihren Followern zu kommunizieren, zum Beispiel in Chatforen, um unter anderem zu erfahren: Wie zufrieden sind sie mit meiner Performance? Welche Themen beschäftigen sie? Welche Interessen haben sie? Wie sehen sie bestimmte Sachverhalte?

Diese Infos nutzen sie, um ihren Online-Auftritt zu verbessern und dafür zu sorgen, dass sie keine Eintagsfliegen sind. Sie lassen zudem das Feedback ihrer Follower erkennbar in ihre Posts einfließen, um ihnen zu signalisieren: Ich nehme Euch und Eure Interessen wahr; Ihr seid mir wichtig. Ähnlich sollten Führungskräfte agieren.

These 7: Influencer zeigen sich auch als Mensch mit Gefühlen.

Fast alle Influencer im Netz gewähren ihren Followern auch wohldosierte Einblicke in ihr Privat- und Gefühlsleben – primär um auch als Mensch für diese erfahrbar zu sein und eine emotionale Beziehung zu ihnen aufzubauen. Auch viele Führungskräfte tun dies in der Kommunikation mit ihren Mitarbeitern – zum Beispiel, indem sie in das Gespräch auch mal Infos über ihre Hobbies einfließen lassen. Oder indem sie aktuell im Gespräch auch mal erwähnen, dass die Corona-Situation auch sie verunsichert.

Diese Aussagen sind für ihre Mitarbeiter oft der Anstoß, sich ebenfalls zu öffnen und ihrer Führungskraft einen Einblick in ihr Gefühlsleben zu geben. Insofern sind solche "Offenbarungen" seitens der Führungskräfte gerade in der aktuellen Corona-Situation wichtig, in der ihre Mitarbeiter oft hochgradig verunsichert sind.
Und wenn die Mitarbeiter im Homeoffice oder in Kurzarbeit sind und deshalb viele normale Gesprächsanlässe entfallen? Dann sollten Führungskräfte überlegen, inwieweit sie mit Hilfe von Social Media einen partiellen Ausgleich hierfür schaffen können, damit ihre emotionale Beziehung zu den Mitarbeitern nicht abreißt.

These 8: Influencer reagieren gelassen auf Kritik.

Auch Influencer begehen (aus Sicht ihrer Follower) Fehler – zum Beispiel, weil sie deren Stimmung oder Interessen falsch einschätzen. Dann ernten sie oft harsche Kritik, die zuweilen in einem Shitstorm mündet. Hierauf reagieren erfahrene Influencer – nach außen erkennbar – nie beleidigt. Sie nutzen die kritische Rückmeldung vielmehr als Chance, mit ihren Followern in einen noch intensiveren Dialog zu treten und ihnen die Gründe für ihr Handeln darzulegen. Sie gestehen zudem Fehler gemäß der Maxime "Shit happens, auch ich bin nur ein Mensch" ein, entschuldigen sich hierfür und lernen hieraus. Ähnlich sollten Führungskräfte auf Kritik reagieren, denn diese zeigt letztlich das "Involvement" der Mitarbeiter und eröffnet ihnen die Chance, bei Bedarf gegenzusteuern.

These 9: Influencer sind bereit, neue Wege zu gehen.

Auch Influencer müssen oft neue Wege gehen – zum Beispiel, weil ihre Zielgruppe zunehmend von Facebook zu Instagram abwandert, weil sie einem Trend folgend, neue Vorlieben entwickelt,  weil sie sich selbst weiterentwickelt haben.

Dann stehen auch Influencer vor der Herausforderung, die Weichen neu zu stellen.
Diese "Strategiewechsel" stoßen bei ihren Followern oft auf Widerstände und zum Teil kündigen sie sogar ihre Gefolgschaft. Trotzdem beschreiten Influencer, wenn übergeordnete Ziele dies erfordern, immer wieder diesen Weg. Ein entsprechendes Rückgrat müssen auch Führungskräfte haben. Bei aller Empathie, Kompromissbereitschaft und Loyalität, die sie im Kontakt mit ihren Mitarbeitern zeigen, muss stets deutlich bleiben: Gewisse Ziele wie "Unser Unternehmen muss Gewinn erzielen" oder "Es darf nicht in Liquiditätsprobleme geraten" sind nicht verhandelbar. Dies ist aufgrund ihrer Funktion in der Organisation unabdingbar.

Die Autorin

Barbara Liebermeister leitet das Institut für Führungskultur im digitalen Zeitalter in Wiesbaden. Sie ist Manage-mentberaterin und Vortragsredne-rin.

Im Oktober 2023 erschien „Die Führungskraft als Influencer: Wie man Mitarbeiter als Follower gewinnt" im Verlag BusinessVillage.

Quelle: Mannheimer Morgen Wochenendmagazin 13.04.2024

12 Januar 2024

So wirst Du als Führungspersönlichkeit ernst genommen

Posted in Führung, Leadership

So wirst Du als Führungspersönlichkeit ernst genommen

Vor allem jüngere oder weibliche Führungskräfte haben häufig das Problem, dass sie von ihren Mitarbeitern nicht für voll genommen werden, wie man so schön sagt. Wie also schaffst Du es, als Führungspersönlichkeit wahrgenommen und respektiert zu werden?

Es kann verschiedene Gründe geben, weshalb Du in Deiner Führungsposition nicht den Respekt bekommst, den Du Dir erwünschst. Fehlverhalten kann dafür eine Ursache sein, aber auch Äußerlichkeiten wie eine kleine Körpergröße oder ein junges Lebensalter spielen häufig eine Rolle, um nur einige von vielen Beispielen zu nennen. Falls Du also vor dem Problem stehst, dass Du nicht als Führungskraft wahr- beziehungsweise ernst genommen wirst, ist es wichtig, der Ursache auf den Grund zu gehen und gezielte Gegenmaßnahmen einzuleiten. Denn die gute Nachricht lautet: Schon mit kleinen Tipps und Tricks lässt sich die Sichtweise Deines sozialen Umfelds auf Dich zum Positiven verändern.

Tipp 1: Arbeite an Deiner inneren Einstellung. 

Wenn Du Dir selbst die Führungsposition nicht zutraust, darfst Du dies auch nicht von Deinem sozialen Umfeld erwarten. Frage Dich daher, wie selbstbewusst Du wirklich bist und arbeite gegebenenfalls an Deinem Respekt vor Dir selbst. Sobald Du nämlich das notwendige Selbstbewusstsein entwickelst, werden auch Deine Mitarbeiter Dir mehr zutrauen und viele Probleme lösen sich von selbst in Luft auf. 

Tipp 2: Verbessere Deine Kommunikation.

Die meisten Konflikte entstehen durch falsche Kommunikation. Reflektiere daher, an welcher Stelle Du Deine Kommunikation verbessern kannst, gegebenenfalls mit externer Hilfe wie Seminaren oder einem Coach. Gute Führungskräfte stellen beispielsweise viele Fragen, machen aber auch klare Ansagen, wenn diese notwendig sind. Zudem entscheiden Deine Körpersprache, Wortwahl und Stimme darüber, ob Dein Gegenüber Dich ernst nimmt. Arbeite also an Deinem Auftreten und Dein Umfeld wird Dich mehr respektieren.

Tipp 3: Sei berechenbar.

Ein häufiger Fehler von Führungskräften ist jener, dass sie unberechenbar sind. Sie lassen sich vielleicht durch Diskussionen beeinflussen und weichen von ihrem ursprünglichen Kurs ab oder sie reagieren heute anders als morgen auf Konflikte. Unberechenbare Führungskräfte sind aber unbeliebte Führungskräfte, denn sie kreieren eine unsichere Arbeitsatmosphäre. Überlege daher gut, was Du sagst und lass Deinen Worten auch Taten folgen. Wenn Du eine klare Linie hast und Deine Reaktionen vorhersehbar sind, wirst Du automatisch beliebter und damit auch mehr respektiert.

Tipp 4: Begegne Deinen Mitarbeitern mit Respekt.

Wer sein Gegenüber nicht respektiert, darf dies auch nicht umgekehrt erwarten. Wichtig ist deshalb, dass Du selbst Deinen Mitarbeitern mit Respekt begegnest. Frage sie nach ihrer Meinung. Überlasse ihnen die Entscheidungen in ihrem Fachbereich. Fördere sie. Achte auf Deine Wortwahl. Eine Begegnung auf Augenhöhe ist wünschenswert, solange sie funktioniert, sprich nur in Extremfällen solltest Du Deine „Machtkarte“ ausspielen. Besser ist nämlich eine natürliche Autorität, die auf Sympathie beruht und auf dem Gefühl, ein gemeinsames Ziel zu verfolgen – mit Dir als Leitfigur. 

Tipp 5: Gehe behutsam vor.

Ein weiterer typischer Fehler zu Beginn ist, dass sich die neue Führungskraft beweisen und sofort alles besser machen möchte. Genau das sorgt aber für Widerstand und Konflikte im Team. Nimm Dir daher Zeit, alle erst einmal kennenzulernen und die routinierten Abläufe zu beobachten. Auch kannst Du aktiv nach den Wünschen oder Verbesserungsvorschlägen des Teams fragen, um dann nach und nach Veränderungen einzuführen, die von allen als sinnvoll wahrgenommen werden. 

Tipp 6: Beweise, dass Du kritikfähig bist.

Als Führungskraft stehst Du zwar hierarchisch über den Mitarbeitern, aber nicht moralisch. Du hast nicht automatisch immer recht und du bist nicht unfehlbar. Selbstkritik ist deshalb ein wichtiges Stichwort, das den Unterschied macht zwischen einer beliebten und einer unbeliebten Führungskraft. Es ist wichtig, dass Du auch Fehler bei Dir selbst erkennst und eine offene Fehlerkultur einführst. Kritisiere fair und mit einer positiven Formulierung. Ebenso sollten die Mitarbeiter die Chance bekommen, an Dir Kritik zu üben, ohne dass sie Konsequenzen befürchten müssen. Daran kannst Du als Führungspersönlichkeit wachsen und Du erlangst mehr Respekt. 

Tipp 7:  Bleibe Deiner Linie treu.

Es ist also richtig und wichtig, auf die Kritik Deiner Mitarbeiter zu hören, Dich selbst zu hinterfragen und gegebenenfalls Veränderungen vorzunehmen. Das bedeutet aber nicht, dass Du wie eine Fahne im Wind sein solltest. Dein grundlegender Kurs muss klar und deutlich kommuniziert sein. Weiterhin musst Du Grenzen setzen und es braucht Konsequenzen, wenn diese überschritten werden. Schlussendlich gilt es, als Führungskraft stets das richtige Maß zu finden aus Kooperation und Autorität. Nur dann schenkst Du dem Team die notwendige Orientierung im Arbeitsalltag oder in Krisen. Und auch nur dann wirst Du als berechenbare, gute, vielleicht sogar inspirierende Führungskraft wahrgenommen – und respektiert.

Fazit

Falls Du als Führungskraft nicht ernst genommen wirst, lohnt es sich, den Fehler erst einmal bei Dir selbst zu suchen. Denn indem Du Dich veränderst, wird sich auch die Reaktion Deines sozialen Umfelds auf Dich ändern. Oft reichen die genannten Tipps sowie etwas Geduld bereits aus, um mit der Zeit als Führungskraft akzeptiert und respektiert zu werden. Sie helfen Dir außerdem dabei, als potenzielle Besetzung für eine Führungsposition wahrgenommen zu werden, falls Du den Sprung in die Führungsetagen noch nicht geschafft hast. Somit können sie Dir neue Karrierechancen eröffnen und entsprechende Probleme wie einen mangelnden Respekt präventiv verhindern.

Quelle: bewerbung.com

28 Dezember 2023

Perfekte Dankesmail nach dem Vorstellungsgespräch schreiben

Posted in Coaching

Bewerbungstipp

Perfekte Dankesmail nach dem Vorstellungsgespräch schreiben

Eine Dankesmail nach dem Vorstellungsgespräch zeigt große Wirkung und ist schnell formuliert. Voraussetzung: Sie ist nicht aufdringlich.

Danke“: Ein Wort, das in der Arbeits- und Geschäftswelt viel ausmachen kann. Wenn dein Bauchgefühl dir nach dem Bewerbungsgespräch positive Signale sendet, solltest du dieses großartige Gefühl teilen, indem du deine Wertschätzung ausdrückst. Zum Beispiel, indem du eine Dankesmail schreibst.

Aufgepasst: Eine solche Nachricht hat manchmal auch, aber nicht ausschließlich taktische Gründe – vor allem nicht, wenn du dir tatsächlich vorstellen kannst, für das Unternehmen tätig zu werden und mitteilen möchtest, wie angenehm das persönliche Kennenlernen für dich war. Es kann ein ehrliches Zeichen der Wertschätzung sein. Dennoch schrecken einige Bewerber hierzulande noch vor einer solchen Nachricht zurück, weil Follow-up-Nachrichten nicht zum Standard gehören und ihnen der Ruf nacheilt, aggressiv oder unangenehm aufdringlich zu sein. Davon solltest du dich nicht verunsichern lassen: Ausschlaggebend ist, wie du sie formulierst.

Warum sollte ich überhaupt ein Dankschreiben verfassen?

Eine freundliche E-Mail, in der du dich bedankst, hat mehrere Vorteile. Deshalb solltest du dich trauen, sie zu verfassen:

  • Du findest – unabhängig vom Ergebnis, das noch aussteht – einen positiven Abschluss für dich, indem du dich für die Einladung und das Gespräch bedankst.
  • Du bleibst in Erinnerung und stärkst deine Position.
  • Du beweist Motivation und dass du dich für die ausgeschriebene Stelle begeisterst.
  • Du bist in der Lage, Wertschätzung zu zeigen. Nicht jeder kann sich dazu überwinden und in der Berufswelt gewinnt sie an Bedeutung.

Was beachte ich bei einer Dankesmail?

Obwohl eine kurze Dankesmail oft schnell formuliert ist, kann sie manchmal darüber entscheiden, ob wir eine Absage oder Zusage bekommen. Denn unser Auftreten, auch nach dem Vorstellungsgespräch, hat Gewicht und prägt das Bild, welches unser Gesprächspartner von uns hat. Aufdringliche Nachrichten können zum Beispiel das Aus bedeuten. Unsere Tipps für dich:

1. Nicht zu forsch oder drängend sein

Wer selbstsicher auftritt, kann punkten. Deine Dankesnachricht sollte trotzdem nicht übertrieben energisch sein, sondern freundlich und professionell. Achte zum Schluss auf eine positive Formulierung, die aber nicht aufdringlich wirkt. Denn Aufdringlichkeit kann den Empfänger der Nachricht schnell abschrecken und deine Jobchancen schmälern.

So lieber nicht: „Ich erwarte zeitnah Ihre Rückmeldung.“
Besser: „Ich freue mich, bald erneut von Ihnen zu hören.“

2. Kurz und knackig

Beworben hast du dich bereits. Deine Dankesmail kann dein Interesse noch einmal verstärken. Sie sollte aber nicht dazu dienen, Gesagtes detailliert zu wiederholen. Beschränke dich auf ein bis zwei Aspekte des Gesprächs und halte dich kurz. Eine knackige Dankesmail kann so dazu beitragen, dir weitere Türen zu öffnen, ein Roman hingegen könnte sie dir verschließen.

3. Sei authentisch

Es wird dir (langfristig) nicht helfen, dich bei deinen Formulierungen zu verstellen – denn das kann wahnsinnig anstrengend sein und Misstrauen wecken, wenn es zu Ungereimtheiten bei deinem Auftreten kommt. Auch wenn du dir Inspiration aus dem Netz holst, ist es wichtig, dir deine (berufliche) Authentizität zu bewahren, wenn du auf einen Job hoffst. Zwar kann es helfen, sich an formale Tipps zu Form und Inhalt zu halten. Deine Dankesmail sollte dennoch deine persönliche Note tragen.

4. Betreffzeile nicht vergessen

Damit eine Mail zeitnah geöffnet wird und nicht untergeht, ist die von dir gewählte Betreffzeile ausschlaggebend. Denke daran, sie auszufüllen und beschränke dich auf wenige Worte. Denn der Rest wird abgeschnitten und kann für den Empfänger somit verwirrend sein.

Beispielformulierungen:

„Unser Gespräch vom [Datum] – Vielen Dank“
„Danke – Vorstellungsgespräch [Datum]“

Formulierungsbeispiele: So kann eine Dankesmail aussehen

Beachte, dass eine Dankesmail immer den Ton eurer vorherigen Konversation treffen sollte. Das bedeutet zum Beispiel, dass du deinen Gesprächspartner in einer E-Mail nicht plötzlich duzen solltest, wenn dieser dich zuvor förmlich mit einem „Sie“ angesprochen hat.

Wichtig: Formulierungsbeispiele solltest du nicht 1:1 übernehmen, damit deine E-Mail originell bleibt. Sie dienen der Orientierung und können somit eine gute Basis für deine Dankesmail bilden. Gerne kannst du zu einer ähnlichen Strukturierung greifen, Synonyme verwenden und Gedanken einbringen, die dir wichtig sind.

Beispiel 1: Konventionelle/formelle Dankesmail nach einem Vorstellungsgespräch

„Sehr geehrte/r Frau/Herr [Platz für Namen],

für das Gespräch am [Datum] und für Ihre Zeit möchte ich mich recht herzlich bedanken.

Es hat mich gefreut, Ihr Unternehmen und Ihre Werte besser kennenzulernen, sodass ich zuversichtlich bin, Sie bei [Tätigkeit oder Aspekt einfügen] unterstützen zu können.

Alternativ: Während unseres Kennenlernens haben Sie erwähnt, dass [Gesprächsaspekt einfügen]. Ich freue mich auf die Gelegenheit, hierbei auf Basis meiner Projekterfahrung tatkräftig zu helfen.

Für etwaige Fragen stehe ich Ihnen unter der Telefonnummer [Nummer] und per E-Mail gerne zur Verfügung und freue mich auf Ihre Rückmeldung.

Mit freundlichen Grüßen

[Name]“


Euer Gespräch fand in entspannter Atmosphäre und etwas informeller statt? Dann zögere nicht, deine E-Mail entsprechend zu formulieren.


Beispiel 2: Informelle Dankesnachricht nach dem Bewerbungsgespräch

„Liebe/r [Platz für Namen],

für das persönliche und angenehme Kennenlerngespräch am [Datum] möchte ich mich bei dir auf diesem Wege herzlich bedanken.

Die Unterhaltung zum Thema [Gesprächsaspekt einfügen] hat mich darin bestärkt, Teil eures Teams zu werden und ich kann mir vorstellen, euch bei [Tätigkeit oder Aspekt einfügen] tatkräftig zu unterstützen und gemeinsam Großes zu erreichen.

Bei Fragen erreichst du mich per E-Mail. Auch meine Telefonnummer hinterlasse ich dir gerne: [Nummer]. Ich freue mich auf deine Rückmeldung.

Beste Grüße

[Name]“

 

Zeitpunkt: Wann schicke ich mein Dankschreiben am besten ab?

Du solltest mindestens 24 Stunden mit dem Dankschreiben warten, um selbst alles sacken zu lassen und auch deinem Gesprächspartner Zeit zu geben, die Eindrücke eures Kennenlernens zu verarbeiten. Nach spätestens zwei Tagen, manchmal genügt auch einer, empfiehlt es sich dann, die Mail loszuschicken, ohne aufdringlich zu wirken.

Dankesmail abgeschickt – keine Rückmeldung erhalten

Es kann vorkommen, dass deine Nachricht nicht sofort, sondern erst viel später oder auch gar nicht beantwortet wird. Kein Grund zur Beunruhigung: Das ist im Recruiting nicht ungewöhnlich, aber dennoch ein Punkt, der viele Bewerber verunsichert. Und auch einer, der Verbesserungspotenzial hat, denn Jobkandidaten wünschen sich Gewissheit und eine zuverlässige Kommunikation.

Häufig wird empfohlen, einige Tage bis Wochen abzuwarten, bevor die nächste Nachricht verfasst wird, um den aktuellen Stand zu erfragen. Auch hier solltest du darauf achten, dass es nicht aufdringlich wird. Dennoch ist es wichtig, im Zweifelsfall freundlich nachzuhaken, damit du selbst nicht im Dunkeln tappst und deine nächsten Schritte planen kannst.

Fazit: Danke sagen und Interesse erneut bekunden

Vor allem nach Vorstellungsgesprächen, die uns besonders beeindruckt haben und ein positives Bauchgefühl bei uns auslösen, lohnt sich die Dankesmail. Denn die positive Grundstimmung zeigt uns, dass wir uns wohlfühlen und uns eine Zusammenarbeit grundsätzlich besser vorstellen können. Unsere Intuition täuscht uns nur in seltenen Fällen.

Quelle: arbeitABC

20 Oktober 2023

Kommunikation und werteorientierte Unternehmensführung

Posted in Führung, Leadership

Kommunikation und werteorientierte Unternehmensführung

Die interne Kommunikation einer werteorientierten Unternehmensführung muss auf Wertschätzung basieren, sagt Professor Patrick Peters. Er empfiehlt ein zweistufiges Kommunikationssystem.

Die Bedeutung materieller Güter im Wirtschaftssystem des 21. Jahrhunderts geht zunehmend zurück. Daher rückt die werteorientierte Unternehmensführung in den Fokus, die die tatsächlichen individuellen Bedürfnisse der Mitarbeitenden adressiert, in den Vordergrund. 

Dass sich die Wirtschaft in einem fundamentalen Wandel befindet, sehen wir an zahlreichen Faktoren. Am offensichtlichsten wird der große Paradigmenwechsel in der Transformation der klassischen Shareholder Value-basierten Unternehmensführung hin zur Stakeholder-Economy, also der Konflikt zwischen einem rein gewinnorientierten Managementansatz, der nur den Anteilseignern dient, und einem sinnstiftenden Managementansatz, der sich auf alle Bezugsgruppen eines Unternehmens bezieht.

In diesem Kontext hat sich die Purpose Economy ihren Weg gebahnt. Das soll die Art und Weise beschreiben, in der sich die Arbeit verändert, um den Wunsch der Arbeitnehmenden widerzuspiegeln, einen höheren gesellschaftlichen Zweck in ihrer Arbeit zu verwirklichen. Es handelt sich um eine Wirtschaft, in der der Wert darin liegt, dass Mitarbeitende und Kundinnen / Kunden einen Sinn darin sehen, Bedürfnisse zu befriedigen, die über ihre eigenen hinausgehen, persönliches Wachstum zu ermöglichen und eine Gemeinschaft aufzubauen. Purpose Economy steht für die Formulierung eines höheren Zwecks jenseits von Zahlen und definiert ein neues Selbstverständnis von Unternehmen, das auf dem Streben der Menschen nach mehr Sinn in ihrem Leben aufbaut.

Werteorientierte Unternehmensführung basiert auf erweiterter Bedürfnispyramide

Eng verbunden mit dieser Idee ist das Prinzip der werteorientierten Unternehmensführung, das auf den Managementautor Richard Barrett, der über Themen wie Führung, Führungskräfteentwicklung und Werte schreibt, zurück. Er hat in seinem Werk (2016, alle Zitate danach) „Werteorientierte Unternehmensführung. Cultural Transformation Tools für Performance und Profit“ (Original: „The Values-Driven Organization: Unleashing Human Potential for Performance and Profit“), in der Nachfolge von Abraham Maslow und dessen bekannter Bedürfnispyramide, sein Modell aus Grundbedürfnissen und Wachstumsbedürfnissen entwickelt, die er auch als Defizitbedürfnisse und unstillbare Bedürfnisse bezeichnet. https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-662-48998-7

Neuer menschlicher Zustand ist nicht materiell geprägt

Ein Grundbedürfnis nach Barrett ist etwas, das Menschen unbedingt bekommen oder behalten oder von dem sie mehr haben wollen, um sich im bestehenden materiellen und sozialen Umfeld sicher und glücklich zu fühlen. Grundbedürfnisse sind Selbstachtung, Beziehungen und Überleben, also die existenziellen Themen des menschlichen Lebens. Diese Bedürfnisse müssen zwangsläufig erfüllt sein, damit es nicht zu defizitären beziehungsweise problematischen Lebensbedingungen unter großen materiellen, sozialen oder auch persönlichen Erschwernissen kommen kann. Erst dann können sich die Menschen ihren Wachstumsbedürfnissen zuwenden.

Das sind „Transformation“, „Innerer Zusammenhalt“, „Einen Unterschied machen“ und „Dienen“: Dabei steht im Fokus, einen erweiterten menschlichen Zustand zu erreichen, der nicht mehr materiell oder von anderen Basisbedürfnissen geprägt ist. Es geht um Werte und Eigenschaften wie Authentizität, den Sinn des Daseins zu verwirklichen und ein Leben mit Bedeutung zu führen und etwas zu hinterlassen (vgl. Barrett 2016, S. 20f.). Im Rahmen der Wachstumsbedürfnisse spielen Geld und Statussymbole, wenn überhaupt, eine untergeordnete Rolle. Sobald die wirtschaftliche Basis gesichert ist, suchen Menschen über die vier großen Entwicklungsstufen die Möglichkeit, sich selbst zu verwirklichen und einen echten Nutzen für die Allgemeinheit zu stiften.

Sinnstiftende Unternehmensführung führt zu höherer Leistungsfähigkeit

Aus einer werteorientierten Unternehmensführung entsteht Barrett zufolge ein höheres Engagement der Mitarbeitenden im Sinne der emotionalen und intellektuellen Beteiligung. „Engagierte Mitarbeiter verwenden ein hohes Maß ihrer frei verfügbaren Energie auf alles, was sie tun. Sie sind bereit, wenn notwendig zusätzliche Anstrengungen zu unternehmen, um eine Arbeit pünktlich zu erledigen, und machen regelmäßig Vorschläge, wie sich die Leistungsfähigkeit verbessern lässt. Sie wollen, dass die Firma erfolgreich ist, und sind stolz darauf, Anteil an diesem Erfolg zu haben.“ (Barrett 2016, S. 35f.)

Das sind weitreichende Vorteile für werteorientierte Unternehmen, die durch den neuen strategischen Ansatz eine neue Leistungsfähigkeit erhalten und sich gegebenenfalls Wettbewerbsvorteile erarbeiten können. Denn im Gegenteil gilt: Nicht engagierte Mitarbeitende interessieren sich im Grunde nicht für das Unternehmen und tun nicht mehr, als für die Erfüllung der Aufgaben wirklich nötig ist. Und wenn Mitarbeitende gar keine Bindung ans Unternehmen haben, könnten sie sogar Arbeitsergebnisse untergraben und damit zu einer Schlechterleistung des Unternehmens beitragen (vgl. Barrett 2016, S. 36).

Quantität und Qualität: zweistufiges Kommunikationssystem denkbar

Damit verändert sich in einer wertebasierten Organisation auch die interne Kommunikation. Es reicht nicht mehr aus, dass diese rein ergebnis- beziehungsweise effizienzorientiert ist, sondern muss auf Wertschätzung basieren, bei der Respekt, Empathie und Anerkennung im Vordergrund stehen. Sie zielt darauf ab, Beziehungen zu stärken, Konflikte zu reduzieren und eine positive Atmosphäre zu schaffen. Wertschätzende Kommunikation trägt also dazu bei, ein harmonisches soziales Umfeld zu schaffen, in dem Menschen sich gehört und verstanden fühlen.

So sollte die werteorientierte Kommunikation sich nicht allein auf Fakten und Zahlen beziehen, denn dies sind Elemente aus dem Bereich der Defizitbedürfnisse. Kommunikation, die nur auf dieser Ebene funktioniert, konzentriert sich, in Anlehnung an Barrett, darauf, den materiellen beziehungsweise sozialen Status quo zu festigen weiterzuentwickeln. Das ist tendenziell ein quantifizierbarer Faktor, während die Wachstumsbedürfnisse einen qualitativen Charakter haben. Ein Gefühl der inneren Ausgeglichenheit oder des inneren Friedens, was für Barrett Ausdruck eines Wachstumsbedürfnisses ist, lässt sich nicht multiplizieren, sondern nur qualitativ stärken.

In der werteorientierten Kommunikation stehen also aktives Zuhören und Verständnis für die Gefühle und Bedürfnisse der Gesprächspartner, das Vermeiden von Schuldzuweisungen, Bewertungen oder Verurteilungen, das Würdigen von Meinungen, Ideen und Beiträgen anderer und die konstruktive Lösungsorientierung, um den Bedürfnissen aller Beteiligten gerecht zu werden, im Mittelpunkt.

Somit wäre ein zweistufiges Kommunikationssystem denkbar. Auf der ersten Stufe ist die leistungs- und finanzwirtschaftliche Kommunikation angesiedelt. Diese sorgt für den basalen organisationalen Informationsfluss, damit es nicht zu Missverständnissen und Kommunikationsasymmetrien kommen kann. Auf der zweiten Stufe kommt es dann auf die werteorientierte Kommunikation an, in der immaterielle, qualitative Faktoren eine wesentliche größere Rolle spielen, eben damit sich die Menschen gehört und verstanden fühlen.

Über den Autor

Dr. Patrick Peters, MBA, ist Professor für PR, Kommunikation und digitale Medien an der Allensbach Hochschule in Konstanz, an der auch Wirtschaftsethik und Diversity Management lehrt. Er ist auch als freier Publizist und Berater tätig und befasst sich mit Ethik und Kommunikation.

Quelle: hrjournal.de

 

15 September 2023

Mehrgenerationenhaus statt „Generation-Gap“ im Unternehmen

Posted in Mind

Mehrgenerationenhaus statt „Generation-Gap“ im Unternehmen

Das Unternehmen zum Mehrgenerationenhaus umbauen? Andrea Montua, Expertin für Interne Kommunikation, schildert, was HR und PR gemeinsam tun können.

Smiley, Herzchen, Daumen hoch. Spät abends noch ein schnelles „Danke“ oder ein Kommentar. Wir kommunizieren und interagieren auf vielen Kanälen und Devices außerhalb der Kernarbeitszeit. Der Feierabend beginnt mit einem Blick auf die letzten Aktivitäten im Team. Für die einen völlig normal und nebenbei, für die anderen eher neu und stressig. Geht die Generationen-Schere also auseinander und können wir sie schließen? Und ist es überhaupt ein Generationenthema?

Die Digitalisierung hat ihre Sieben-Meilen-Stiefel angezogen und damit vergrößert sich an einigen Stellen im Arbeitsleben auch das Generation-Gap. Das Gap wird größer, je mehr wir digital aufrüsten und tradierte Prozesse und Konventionen in den digitalen Raum verlegen. Die Generation Z profitieren an vielen Stellen von der Dynamik und einer zunehmenden Schnelligkeit der Prozesse. Ihr privater Alltag ist geprägt von einem intensiven Umgang mit Tools und Technik. Allerdings trennt sie durchaus zwischen digitalem Netzwerk und privater Erreichbarkeit, zwischen Job und Freizeit.

Generationengrenze beim Kommunikationsverhalten

Dieser Ansatz eint sie mit Kolleginnen und Kollegen, die in analog geprägten Zeiten aufgewachsen sind. Sie sind privat meist nicht weniger digital unterwegs, die Häufigkeit und die Selbstverständlichkeit, mit der Tools eingesetzt werden, ist jedoch eine andere. Natürlich ist diese Zuordnung nicht pauschal übertragbar, aber mit Blick auf alle Mitarbeitenden in den Unternehmen verläuft das Kommunikationsverhalten an einer Generationengrenze entlang.

Unser Ziel darf es sein, jede Mitarbeiterin und jeden Mitarbeiter – unabhängig von ihrem Alter – auf den Weg hin zur optimalen Nutzung digitaler Lösungen mitzunehmen. Denn angesichts der rasanten Geschwindigkeit, mit der digitale Arbeitsplätze sich wandeln, macht der Fortbildungsbedarf jedoch auch vor der Generation Z nicht halt.

Der digitale Arbeitsplatz – Option oder Notwendigkeit?

Der digitale Arbeitsplatz ist keine Option, sondern eine Notwendigkeit. Es geht nicht allein darum, jedem Mitarbeitenden einen sicheren und guten Umgang im digitalen Raum zu ermöglichen. Um gute Ergebnisse zu bekommen, muss der digitale Arbeitsplatz zum positiven Erlebnis werden.

Führungskräfte stehen häufig vor Herausforderungen: Vielleicht müssen sie sich selbst enorm strecken, um mithalten zu können, oder sie haben ein sehr gemischtes Team, in dem der Gap zu Reibungsverlusten führt, gefolgt von Frustration und schlechteren Ergebnissen. Denn was für den einen eine Welt mit unbegrenzten (kommunikativen) Möglichkeiten ist, empfindet der andere als lästig.

Ein Perspektivwechsel hilft

Wie wäre es, nicht das Trennende, sondern das Verbindende in den Fokus zu stellen? Statt einem Generation-Gap den Kurs auf das Mehrgenerationenhaus zu nehmen, in dem sich Stärken und Potenziale ergänzen. Der erste Schritt ist dann getan, wenn die Mitarbeitenden keine Scheu haben, ihre Probleme mit neuen Tools oder dem Kommunikationsverhalten anzusprechen. Dafür braucht es eine offene und wertschätzende Kultur, die nicht sanktioniert, sondern im Gespräch das „Warum“ der notwendigen Entwicklung in den Vordergrund stellt.

9 Tipps: Was HR und Unternehmenskommunikation gemeinsam tun können

Dann gibt es diverse Ideen und Optionen, um das Zusammenleben und -arbeiten im Arbeitsraum für alle gleich gut machen. Human Resources und die Kommunikationsabteilung sollten gemeinsam über mögliche Maßnahmen beraten:

  1. Bringen Sie jüngere und ältere Mitarbeitende in Tandems zusammen. Wer einen direkten Ansprechpartner hat, um „schnell mal“ eine Frage loszuwerden, traut sich eher. Beide profitieren von den Erfahrungen des anderen und durch die Vernetzung entsteht Verständnis für die Ansichten des anderen. Im Digitalen wächst die Kompetenz nicht mit dem Lebensalter. Befähigung ist das Zauberwort, mit klassischer Fortbildung, aber eben auch internem Wissenstransfer.
  2. Nutzen Sie die virtuellen Räume, die neue Tools uns bieten. In Austausch- oder Wissensräumen kann ein Umschlagplatz für Workhacks, Fragen und Antworten entstehen. Damit schwindet auch schnell das Gefühl, allein vor Alltagshürden zu stehen.
  3. Etablieren Sie unkomplizierte Lernorte mit Lunch & Learn-Sessions. Wenn das kontinuierliche (Dazu-)lernen in kleinen Snacks daherkommt, wird es leichter.
  4. Produzieren Sie Inhouse-Tutorials zu neuen Tools, Techniken und Themen. Von Kolleginnen / Kollegen für Kolleginnen und Kollegen kommt immer gut an und bekräftigt auch das Bemühen, alle angemessen mitzunehmen.
  5. „Always on“ sollte nicht der Maßstab werden. Legen Sie verbindliche Ruhezeiten fest, in denen niemand auf Mails, Chats oder Erwähnungen reagieren muss. Die gängigen Tools haben bereits auf diese Notwendigkeit reagiert und bieten Funktionen an, um automatische Offline-Zeiten einzurichten.
  6. Schaffen Sie Zeiträume mit bewusst reduziertem Workload, in denen Weiterbildung und Tool-Training praktiziert werden kann – und darf.
  7. Beschäftigen Sie sich mit dem Thema „Data Analytics“, um die Informationsflut im Unternehmen individuell zu begrenzen. Schauen Sie gemeinsam mit der IT auf Ihre Tools: welche Analysemöglichkeiten gibt es, die DSGVO-konform sind und keine Leistungskontrolle erlauben? Im Ergebnis werden Mitarbeitende nur die News erhalten, die wirklich relevant für sie sind.
  8. Das Angebot an Tools ist groß und die Kollaborations-Programme reagieren auf Erfahrungen und Bedürfnisse mit immer neuen Funktionen. Da ist die Versuchung groß, alles auszuprobieren und auch zu implementieren. Aber Stopp – passen Sie die Auswahl Ihrer Tools an die tatsächlichen Bedürfnisse im Unternehmen an. Man kann nicht auf jeder Hochzeit tanzen – das überfordert selbst die eifrigsten.
  9. Bei aller Begeisterung für das Neue und noch unkonventionelle, entsteht schnell Chaos. Setzen Sie Regeln für alle fest: Aufmerksamkeit und Respekt im (virtuellen) Umgang miteinander, Reaktionszeiten, Ruhezeiten, Ansprache – was auch immer bei Ihnen bisher wichtig war und auch in Zukunft wichtig bleiben soll.

Im Arbeitsalltag merken wir alle, wie viel (Zusammen-)Arbeit noch nötig ist, um im digitalen Team stressfrei, effektiv und kollegial zusammenzuarbeiten. Wir müssen gemeinsam lernen, gemeinsam hinschauen und keine Frontenbildung zulassen. Offen sein, für die Bedürfnisse der anderen. Unterstützen, respektieren und wertschätzen. Und natürlich auch immer wieder die eigene Komfortzone verlassen und sich Neuem öffnen, ausprobieren und mutig sein.

Zur Person

Andrea Montua ist Inhaberin von MontuaPartner Communications, einer Agentur für Interne Kommunikation & Change aus Hamburg. Seit 2004 begleitet sie gemeinsam mit ihrem Team mittelständische Unternehmen und Konzerne beim Aufbau und der Optimierung Interner Kommunikationsstrukturen und setzt Maßnahmen als verlängerte Werkbank um. Andrea Montua ist studierte Diplom-Kauffrau, Führungskräfte-Coach und seit mehr als 20 Jahren überzeugte Kommunikatorin.

Quelle: hrjournal.de

07 Juli 2023

New Work: Wie neue Arbeitskonzepte den Weg aus der Krise ebnen

Posted in Trends

New Work: Wie neue Arbeitskonzepte den Weg aus der Krise ebnen
Die Wirtschaftslage ist angespannt, Unsicherheit prägt Märkte, Unternehmen und Mitarbeitende. Gerade jetzt zahlen sich Investments in New Work und neue Arbeitskonzepte aus

Auf Krisen reagieren die meisten Unternehmen mit einem drastischen Sparkurs, stellen Projekte zur Verbesserung der Unternehmenskultur ein, vermeiden neue Anschaffungen und entlassen im schlimmsten Fall sogar Mitarbeitende. Das schönt kurzfristig die Bilanzen, wirkt sich langfristig aber negativ aus: Die multiplen Krisen erfordern neue Ideen und Innovationen. Wenn Leute gehen, leidet die Innovationskraft, selbst wenn die High-Performer bleiben.

Weitsichtiger wäre es, wenn die Zusammenarbeit im Unternehmen optimiert würde, sodass mehr Mitarbeitende mehr Zeit haben, an kreativen Lösungen arbeiten zu können. Ja, das erfordert Investments in Beratung und neue Tools, aber gleichzeitig liegt da enormes Einsparpotenzial: Unterbrechungen von Konzentrationsphasen und unnötige Meetings kosten deutschen Unternehmen – in denen mehrheitlich Wissensarbeiter:innen tätig sind – pro Jahr etwa 114 Mrd. Euro, wie eine Studie von Next Work Innovation ergab.

„Krise“ gehört zur DNA von New Work

114 Mrd. Euro. Das zeigt, dass neue Konzepte, die Arbeit effektiver und effizienter machen, mehr sind als ein „Luxus“, den man sich leisten können muss. Im Gegenteil, sie bergen enormes Potenzial. New Work ist kein Sammelbegriff für Probleme, wie vielerorts im Leadership angenommen wird, sondern löst sie. Umdenken ist angesagt.

Zumal die Idee von New Work in Krisenzeiten geboren wurde: Der Philosoph und Tausendsassa Frithjof Bergmann hat in den 1980er-Jahren mit seiner Idee einer Neuen Arbeit drohenden Massenentlassungen in einer US-Automobilfabrik entgegengewirkt und seither Millionen Menschen inspiriert. Krise ist Teil der DNA von New Work! Das haben die Wenigsten auf dem Schirm.

Was auch gern missverstanden wird: New Work ist kein Hexenwerk, keine Raketenwissenschaft. Am Anfang steht die zentrale Erkenntnis, dass Kollaboration vor allem Kommunikation ist. Wenn alle Mitarbeitenden wissen, wer wann wie zu welchem Thema mit wem kommunizieren kann, darf und soll, dann ist das schon ein riesiger Schritt.

Kollaboration ist Kommunikation

In den meisten Unternehmen und Teams fehlt es aber an einem gemeinsamen Verständnis über die ideale Art und Weise der Kommunikation sowie den jeweils idealen Weg. Es gilt: Je emotionaler ein Thema, desto synchroner sollte der Kanal sein. Einfacher Informationsaustausch kann asynchron über Mails, Messenger oder Memo-Boards passieren. Sobald aber Emotionen dazukommen – etwa weil in Sachen Krisenbewältigung der Korpsgeist oder für eine neue Strategie die gemeinsame Sache in besonderem Maße beschworen werden soll –, sind synchrone Meetings der bessere Weg.

Apropos Meetings. Im Laufe der Pandemiejahre hat die meisten Menschen eine wahre Meetingflut ereilt. Weil sich aber kaum jemand darum kümmert, sie vernünftig vorzubereiten, durchzuführen und nachzubereiten, sind sie eher Performance-Blocker als -Booster. Daher der Tipp: Bevor ein Meeting in den Kalender kommt, müssen Agenda und gewünschtes Ziel bekannt sein. Dazu gehört auch die gewissenhafte, asynchrone Vorbereitung. Wenn erst im Meeting selbst grundlegende Informationen geteilt werden, fehlt Zeit für echte Diskussion und/oder Entscheidungen. Effektivität und Effizienz leiden, kostbare Ressourcen werden sinnlos aufgebraucht. Die oben genannten 114 Mrd. Euro sprechen als Sinnbild für sich. Und dafür, endlich etwas zu tun.

Es lohnt sich also durchaus, antizyklisch in Initiativen zu investieren, die die Grundlage für die Zusammenarbeit legen. Letztlich kann allein ein geregeltes Miteinander zu höherer Arbeitszufriedenheit und Produktivität sowie zu einem insgesamt positiveren Arbeitsumfeld führen – was auch Vorteile im Kampf um Fachkräfte einbringt.

Ein Investment, das sich auszahlt

New Work ist ein hervorragendes Konzept zur Bewältigung moderner Krisen, weil es Innovation und Kreativität fördert. In Krisenzeiten neigen die Menschen dazu, risikoscheu zu werden und am Status quo festzuhalten. New Work hingegen ermutigt schon durch offene, geregelte Kommunikation, Risiken einzugehen, zu experimentieren und neue Lösungen zu schaffen. Dergestalt, dass sie Menschen die Freiheit und die Mittel gibt, ihre Leidenschaften und Interessen zu erforschen, kann New Work im nächsten Schritt außerdem zu Durchbrüchen in Hinsicht auf technologische, ökonomische und soziale Innovation führen. Und so können nicht nur Unternehmen, sondern die gesamte Gesellschaft Zeiten von Unsicherheit und Wandel positiv „nach vorn“ gestalten.

Vor allem Widerstandsfähigkeit und Resilienz sind Schlagworte, die in Krisenzeiten beschwört werden. Als Individuum in diesem Sinne mit Unwägbarkeiten und Herausforderungen umzugehen, ist Teil von New Work. Dazu müssen echte Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung gefördert werden. Wer heute in New Work investiert, gewinnt morgen.

Über den Autor

Christoph Magnussen ist Gründer und CEO der New-Work-Beratung Blackboat, die Unternehmen holistisch bei der Einführung von technologischen, kulturellen und räumlichen Lösungen berät, um die Zusammenarbeit in Unternehmen nachhaltig zu stärken. Magnussen ist darüber hinaus Co-Host des Podcasts „On The Way To New Work“ sowie Co-Autor des gleichnamigen Buchs.

Quelle: capital.de

26 Mai 2023

Charismatische Rhetorik - Taktiken und Ihre Wirkung

Posted in Führung, Leadership

Charismatische Rhetorik - Taktiken und Ihre Wirkung

Eine charismatische Führung erhält beständig Aufmerksamkeit. Klar ist, dass sie über Kommunikation zwischen Führenden und Geführten entsteht. Nachfolgend werden die Taktiken einer Rhetorik, die geeignet ist, eine charismatische Führung zu befördern, benannt und ihre Wirkung anhand zweier aktuellen Studien beispielhaft aufgezeigt.

Kommunikation ist für jede Führung zentral. Die Art und Weise der Kommunikation entscheidet über den Führungserfolg mit. Seit der Antike interessiert man sich insbesondere dafür, inwieweit Sprache geeignet ist, eine als charismatisch erlebte Führung zu befördern, der eine besondere Wirkung theoretisch wie empirisch fundiert zugesprochen werden kann. Leadership Insiders erläutert hierfür einschlägige, geprüfte rhetorische Taktiken und geht beispielhaft auf die Wirkung hinsichtlich der Leistungseffizienz – auch im Vergleich zu materiellen Anreizen – ein.

Führung und Charisma

Eine der prominentesten sowie zuweilen anschaulichsten Charakterisierungen der Entstehung von Charisma im Führungskontext legen Klein und House (1995) mit folgender Metaphorik dar: Sie beschreiben die charismatische Führung als sozialen Interaktionsprozess, der sowohl „Sauerstoff“ (oxygen), der in der Atmosphäre vorhanden ist, also auch einen „Funken“ (spark) sowie „entflammbares Material“ (flammable material) benötigt, um das „Feuer“ (fire) brennen zu lassen. D. h. nur dann, wenn das Situations- und das Personengefüge passend miteinander in Beziehung stehen, kann die charismatische Führung entstehen und ihre Erfolgswirksamkeit entfalten.

 

Quelle - den vollständigen Artikel können Sie weiterlesen unter leadership-insiders.de

24 März 2023

Konflikte in Online-Meetings lösen

Posted in Coaching

11-Punkteplan

Konflikte in Online-Meetings lösen

Mehr Teams denn je finden sich in Online-Meetings wieder. Wie in der echten Begegnung können sich auch hier Beteiligte angiften oder anschweigen. Allerdings kommen remote ein paar neue Konfliktherde hinzu. Wie erkenne ich diese? Wie spreche ich Konflikte an, wenn jeder vor seinem Rechner sitzt? Mediatorin Annette Vorpahl gibt Tipps für Führungskräfte.

1. Woran entzünden sich Konflikte in Online-Meetings?

Die häufigsten Ursachen beruhen auf der Technik, der Situation oder der Kommunikation. So mancher Mitarbeitende ist mit der Technik überfordert, obwohl diese so einfach zu bedienen scheint. Es fehlt die Onlineaffinität und manchmal auch die Bereitschaft, sich darauf einzulassen. Zweitens die Situation: Homeoffice schien zunächst eine praktikable und notwendige Lösung, die Arbeit unter Pandemiebedingungen fortführen zu können. Doch nicht jeder ist freiwillig dabei. Umstände wie Homeschooling, die parallele Arbeit des Partners in denselben vier Wänden oder der fehlende Small Talk mit Kolleginnen und Kollegen zerren an den Nerven.

2. Welchen Einfluss hat die Kommunikation?

Sie bietet die größte Angriffsfläche. Durch unpersönliche Chats und E-Mails entstehen schneller Missverständnisse und Falschinformationen, als wenn Menschen direkt und persönlich miteinander reden. Eine Nachricht wird als Bevormundung empfunden, jemand wird häufiger nicht informiert und fühlt sich ausgeschlossen. In der virtuellen Kommunikation kann der Großteil der Botschaft schnell verloren gehen: alles, was wir durch unseren Tonfall, die Mimik und Gestik unbewusst mitteilen. Eben das, was die Beziehungsebene ausmacht.

3. Führt auch das Verhalten in virtuellen Meetings zu angespannten Situationen?

Dafür gibt es viele Beispiele: Ein Teammitglied schaltet sich grundsätzlich nicht mit seinem Bild zu, ein anderes erscheint nie zur virtuellen Kaffeepause, Teilnehmende kommen zu spät, sie arbeiten nebenbei. Der Vorgesetzte klinkt sich öfter vorzeitig aus der Videokonferenz aus. Virtuelle Meetings sind außerdem anstrengender als Präsenztreffen, denn die Teilnehmenden müssen aufmerksamer sein und sich auf den Punkt konzentrieren. Daher sollten diese Treffen kürzer sein, es braucht Regeln für die Videokonferenz und eine klare und strukturierte Moderation. Der Pause kommt eine besondere Bedeutung zu.

4. Sollten Mitarbeitende ihre Zwists nicht grundsätzlich erst mal selbst klären?

Während sich Kolleginnen und Kollegen auf dem Flur oder in der Küche in der Regel über das eine oder andere private Thema austauschen, bevor sie einen Ärger ansprechen, ist die Hemmschwelle online viel höher – auch, weil da gleich viele Ohren mithören. Bei virtuellen Teams sind deshalb eine besondere Wachsamkeit und Gespür gefragt sowie ein offener Umgang miteinander, damit Unstimmigkeiten zeitnah angesprochen werden können. Für viele Führungskräfte sind Konflikte immer noch eine lästige Angelegenheit: Es geht um Ergebnisse und gute Zahlen. Dabei machen Konflikte Probleme bewusst, ermöglichen Veränderung und vertiefen Beziehungen zwischen Menschen – die Voraussetzung für eine gelingende Zusammenarbeit.

5. Was ist das Gefährliche, wenn Konflikte unbearbeitet bleiben?

Werden sie unter den Teppich gekehrt und bleiben lange Zeit unausgesprochen, können sie zu regelrechten Kriegen heranwachsen. Dann wird es schnell destruktiv und geht nicht mehr um die Sache, sondern um die Person. Bei sehr eskalierten Konflikten muss eine externe Fachperson einbezogen werden.

6. Warum sind Konflikte in virtuellen Meetings schwerer zu erkennen?

Wir können online nicht auf alle Sinne zugreifen. Wir sehen zum Beispiel nur das Gesicht und den Oberkörper. Je größer das Team im Meeting ist, desto schwieriger wird es außerdem, den Einzelnen im Blick zu behalten: Ist der andere noch aufmerksam? Hat jemand bereits innerlich abgeschaltet?

7. Auf welche konkreten Anzeichen kann ich achten?

Ob sich Unmut breitmacht oder sogar ein Konflikt schwelt, lässt sich unter anderem an zwei Merkmalen feststellen: Während die einen immer mehr reden, laut werden und sich aufregen, verstummen die anderen und sagen nichts mehr. Oft vermeiden Menschen auch den Blickkontakt, sie schauen weg oder verdrehen gar die Augen, wenn sie sich unbeobachtet fühlen. Möglicherweise zeigen sie kein Interesse mehr am Thema. Im schlimmsten Fall verlassen sie das Meeting einfach.

8. Was kann ich tun, wenn ich diese Anzeichen wahrnehme?

Es ist wichtig, um die genannten Symptome zu wissen, sie zu erkennen und Teammitglieder aktiv wieder ins Boot zu holen. Zum Beispiel kann ich einzelne Personen direkt ansprechen: „Tom, mich würde deine Meinung zum Thema interessieren.“ Oder ich schicke der Person eine private Chat-Nachricht. Die Führungskraft muss nicht immer Moderatorin oder Moderator sein, so kann sie sich besser aufs Beobachten konzentrieren. Moderatorinnen und Moderatoren sollten sich ein paar Formulierungen überlegen, die sich rein auf die Wahrnehmung beziehen, zum Beispiel: „Mir fällt auf …“ oder: „Ich merke …“

9. Wie spreche ich als Führungskraft einen Konflikt an?

Wenn die Stimmung dauerhaft angespannt ist oder ein Streit eskaliert, sind Sie in Ihrer Rolle als Konfliktmoderatorin oder -moderator gefragt. Vor jeder Konfliktklärung müssen erst einmal die Ursachen klar sein. Vorausgesetzt Sie selbst sind nicht am Konflikt beteiligt, sprechen Sie mit den beteiligten Konfliktparteien zunächst einzeln – am besten per Videotelefonie. So erkennen Sie nonverbale Signale zumindest teilweise. Folgende Fragen können hilfreich sein: Liegt es an den Rahmenbedingungen, also an der Technik, am Ort, am Raum, der Zeit? Hängt das Problem mit der Aufgabe zusammen? Oder ist der Konflikt persönlicher Art: Gibt es Reibereien zwischen zwei Personen, zwischen Gruppen innerhalb eines Teams?

10. Wie gehe ich im Gespräch mit den Konfliktparteien vor?

Prüfen Sie zunächst für sich, ob Sie eine neutrale Haltung als Vermittler einnehmen können. Wenn Sie unsicher sind, sollte ein HR-Experte oder externer Konfliktberater die Streitschlichtung leiten. Ansonsten bitten Sie beide Seiten zeitnah zum Gespräch. Zunächst werden ein paar Regeln geklärt: Jeder schaltet sein Video ein, man hört sich zu, lässt sich ausreden, beobachtet statt zu bewerten, verzichtet auf Vorwürfe – und ganz wichtig: verpflichtet sich zur Vertraulichkeit. Alles, was besprochen wird, bleibt bei den Teilnehmenden. Dann nennen Sie Anlass und Ziel des Gesprächs. Fragen Sie jede Seite: „Was ist aus Ihrer Sicht passiert?“ „Was stört, was belastet?“ Sie achten darauf, dass beide Seiten etwa gleich lange Redeanteile haben.

11. Wie kommt man zu einer Lösung?

So ein Gespräch wird häufig von allen Seiten als unangenehm empfunden, und man sucht gern schnell nach Lösungen. Aber erst wenn sich beide Seiten wirklich gegenseitig verstanden fühlen, kann mit der Suche begonnen werden: Was soll sich ändern? Woran würden Sie merken, dass der Konflikt beendet ist? Und: Was ist jeder bereit, dafür anders/neu zu tun? Am Ende steht eine Vereinbarung, die nach einer gewissen Zeit überprüft werden kann.

5 Tipps, um Konflikten online vorzubeugen

  • Sorgen Sie für Austausch! Informelle, virtuelle Treffen sind wichtig und notwendig, als Verabredung zur Mittags- oder Kaffeepause oder auf einen Feierabenddrink.
  • Führen Sie ein Kick-off-Meeting ein! Es hat sich bewährt, wenn sich die Teammitglieder erst mal zehn bis 15 Minuten austauschen können, bevor der offizielle Teil startet.
  • Greifen Sie zum Telefonhörer oder sprechen per Videochat mit Ihren Mitarbeitenden, statt nur E-Mails zu versenden! Das ist persönlicher. Fragen Sie nach dem Befinden im Homeoffice, berichten Sie von eigenen Erfahrungen. Zeigen Sie sich ansprechbar.
  • Fördern Sie den Austausch von Wissen über Projektstatus, neue Herausforderungen und Entwicklungen! Unklare Arbeitsaufträge, fehlende Transparenz über Arbeitsfortschritte und Ziele erzeugen Frust. Setzen Sie digitale Werkzeuge ein, um Aufgaben zu planen und deren aktuellen Stand zu erfahren.
  • Nutzen Sie eine Checkliste für die gelingende Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten! Sie ermöglicht, immer wieder neu zu überprüfen, wo das Team bezogen auf den Umgang miteinander sowie die Aufgabenerfüllung steht, aber auch, ob die Führung ihren Job macht. Gemeinsam reflektieren Sie mit dem Team den aktuellen Ist-Stand im Vergleich zum gewünschten Zustand. Sie und das Team erkennen Probleme, aber auch Fortschritte und Lösungswege.
Die Autorin: Annette Vorpahl ist Supervisorin und Coach in Bad Homburg. 
 
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