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11 April 2025

Das Büro als „Nachbarschaft“: Wege zu einer besseren Unternehmenskultur

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Das Büro als „Nachbarschaft“: Wege zu einer besseren Unternehmenskultur

Unternehmen können vielfältige „Nachbarschaften“ am Arbeitsplatz schaffen, um eine positive Unternehmenskultur zu fördern. Nicole Benzler, Director HR EMEA bei Steelcase, gibt Orientierung, welche Erwartungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben und welche Maßnahmen Unternehmen ergreifen können.

Erfolgreiche Unternehmen brauchen in ihrem Kern eine Kultur der Zugehörigkeit, Exzellenz und Inklusivität. Umsatzwachstum, Absatzziele und Rentabilität können nur mit einem höchst leistungsfähigen Team erreicht werden, das eine positive Kultur, Engagement und gemeinsame Erfahrungen feiert und lebt. Eine solche Kultur lässt sich nur aufbauen, indem man seinem Team die Möglichkeit gibt, zusammenzukommen und sich zu engagieren, um ein Gefühl der Gemeinschaft und Zugehörigkeit zu entwickeln.

Der Büroarbeit ihren Sinn zurückgeben

Um die Menschen für eine lebendige Unternehmenskultur ins Büro zurückzuholen, sollten Unternehmen zunächst verstehen, was sie sich überhaupt von einem Büro wünschen und die entsprechenden Anreize schaffen. Während der Pandemie haben sich die Menschen ihre Heimbüros auf ihre Bedürfnisse hin optimal eingerichtet. Damit sich der Gang ins Büro wieder lohnt, müssen Unternehmen heute, im hybriden Zeitalter, eine ganzheitliche Arbeitserfahrung schaffen, die die neue Hierarchie der Bedürfnisse abdeckt.

1. Anspruch an das Büro als Raum für Austausch und Leistung: Das moderne Büro muss den Menschen dabei helfen, ihre Arbeit besser und schneller zu erledigen, als sie es von zu Hause aus können und Synergien zu nutzen. Bessere Technologien, Ausstattung und Räumlichkeiten müssen hierfür zur Verfügung gestellt werden.

2. Soziale Vernetzung: Menschen brauchen Räume, die ihnen helfen, Beziehungen zu pflegen und emotionale Bindungen herzustellen und Ideen zu entwickeln. Dies stärkt die Zusammenarbeit, fördert den Zusammenhalt im Team und motiviert, die gemeinsamen Ziele voranzutreiben.

3. Gemeinschaft kreieren: Für viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist es wichtig, an Events teilzunehmen, die ihre Werte mit denen anderer und des Unternehmens in Einklang bringen. Kollektive soziale Aktivitäten, ehrenamtliche Projekte, kulturelle Feiern und persönliche Meilensteine verbinden Mitarbeiterinnen / Mitarbeiter und gestalten die Unternehmenskultur, so dass die Arbeit an mehr Bedeutung gewinnt.

Das moderne Büro – Eine Nachbarschaft

In unserer Forschung fanden wir heraus, dass hybride Mitarbeiterinnen / Mitarbeiter in drei verschiedene Kategorien eingeteilt werden können, die je nach den Anforderungen ihrer Rolle den Arbeitsplatz unterschiedlich nutzen müssen.

1. Arbeitende mit einem persönlich zugewiesenen Arbeitsplatz wünschen sich etwa einen Ort, um ihre Sachen aufzubewahren und benötigen akustische sowie visuelle Privatsphäre und Orte, an die sie sich zurückziehen können, ohne das Büro zu verlassen.

2. Ungebundene Mitarbeiterinnen / Mitarbeiter ohne festen Arbeitsplatz brauchen flexible Umgebungen, die ihre verschiedenen Arbeitsweisen unterstützen und es ihnen ermöglichen, von sozialen Umgebungen zu privaten Bereichen für konzentriertes Arbeiten zu wechseln. Sie können in nicht zugewiesenen Arbeitsräumen oder aber in sozialen Gemeinschaftsräumen arbeiten.

3. Standortabhängig Arbeitende haben wiederum die Freiheit, wann, wo und wie zu arbeiten, wie es ihnen passt. Sie kommen in der Regel ins Büro, um an kollaborativen Aufgaben wie Meetings, komplexen Problemlösungen oder Mentoring teilzunehmen und brauchen sowohl unterschiedlich eingerichtete Räume für die Zusammenarbeit, als auch Orte, an denen sie produktive Einzelarbeit leisten können.

Um den Bedürfnissen aller hybriden Arbeitnehmer gerecht zu werden, müssen Unternehmen die passenden Räume für die jeweiligen Erfahrungen und die Vielfalt an Bedürfnissen schaffen. Damit wird das Büro der Zukunft zur Nachbarschaft, die eine Vielzahl miteinander verbundener Räume umfasst, die verschiedene Arten von Nutzungen und den natürlichen Fluss von einem Raum zum anderen unterstützen.

Es gibt individuell zugewiesene Räume, aber auch gemeinsam genutzte Bereiche für das Team, Räume für die persönliche und virtuelle Zusammenarbeit, Orte mit Privatsphäre für konzentriertes Arbeiten und Bereiche, in denen man Kontakte knüpft und gemeinsam mit den Kollegen lernt.

Unsere Best Practices für strategisches Talentmanagement

Bei Steelcase arbeiten wir mit verschiedenen Systemen und Strategien, um unsere Unternehmenskultur zu fördern und den Gemeinschaftssinn im Team zu steigern.

In unseren “Curious Minds Sessions“ besprechen wir gemeinschaftlich verschiedenste Themen. Das dient neben dem Teambuilding auch der Pflege von Skills. Diese Sessions finden in größeren Gruppen statt und können moderiert sein oder nicht.

Bei „Breakfast with Leaders“ können Führungskräfte und Angestellte auf informelle Art und Weise ins Gespräch kommen und beide Seiten von den Erfahrungen und Wahrnehmungen und dem Austausch profitieren. Diese interaktiven Sessions leben damit nicht nur vom gemeinsamen Essen, sondern auch der Nahbarkeit der Führungskräfte und deren Erfahrungen, sondern auch von der informellen Umgebung. Das Thema einer unserer letzten Sessions war zum Beispiel “Growth Mindset”.

Um unsere Angestellten auf ihrer Lernreise zu unterstützen, zu ermutigen und zu bestärken, ist bei uns eigens das Global Learning Team zuständig. Es unterstützt unsere Angestellten dabei, ihre Arbeit bestmöglich erledigen zu können und bietet hierfür eine Vielzahl kostenfreier und offen zugänglicher Angebote.

Für die mentale Gesundheit bieten wir unter anderem ein Employee Assistance Program an. Teil davon ist eine Support Hotline, bei der jede(r) Angestellte und auch seine/ihre Familie anrufen können, ob nun bei emotionalen, sozialen oder auch finanziellen Problemen.

Darüber hinaus haben wir für einen kontinuierlichen und aufrichtigen Austausch mit unseren Mitarbeiterinnen / Mitarbeiter “Brave Spaces” etabliert. In komfortablen Raumsettings können sich unsere Mitarbeiterinnen / Mitarbeiter offen mitteilen und kritische Themen diskutieren. Auch hier ist gemeinsames Erarbeiten und Lernen im Fokus.

Über die Autorin

Nicole Benzler ist seit Oktober 2023 Director HR EMEA bei Steelcase, einem weltweit führenden Unternehmen im Büro- und Arbeitsplatzdesign.

Quelle: hrjournal.de

12 August 2022

Die Zukunft des Büros

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Moderne Arbeitsplätze

Die Zukunft des Büros

Die Frage, wie und vor allem wo wir arbeiten, zielt ins Herz unseres Verständnisses von Arbeit. Und die Antwort darauf verändert sich ständig: Während zu Zeiten der Pandemie das Homeoffice und digitale Arbeitsplätze eine ideale Lösung darstellten, ist nun vielerorts die Rückkehr des Büros zu beobachten. Doch muss sich dessen Architektur einem neuen Verständnis von Arbeit anpassen? Und gibt es überhaupt ein einfaches Zurück zum Büro?

Vor der Coronapandemie schien die Sache klar zu sein: Wahre Produktivität gibt es nur im Büro. Durch die fast flächendeckende Umstellung auf Homeoffice wurde dieser Glaube widerlegt. Denn tatsächlich waren viele Menschen im Homeoffice sogar produktiver als im Büro. Gleichzeitig gilt nach wie vor, dass das Büro ein Ort des Wissens und damit auch ein Ort der Macht ist. Der Anteil der Erwerbstätigen, die ständig oder teilweise im Büro arbeiteten, lag im Jahr 2020 laut einer Studie des Industrieverbands Büro und Arbeitswelt bei mehr als 70 Prozent. Das Büro als gemeinschaftlicher Ort nimmt eine wichtige Funktion im Leben vieler Menschen ein. Das Arbeiten zu Hause war für viele mit sozialer Isolation gleichbedeutend. Allein darum wird es zu einer „Rückkehr“ in die Büros kommen.

Dass ein Büro zum attraktiven Ort für die Mitarbeitenden wird, sollte zentrales Anliegen der Arbeitgeber:innen sein. Ein angenehmer Arbeitsplatz, zu dem man gerne kommt, ist ein wichtiger Faktor, wenn es um Produktivität und Kreativität geht. Das erklärt, warum auch große Technologiekonzerne wie Amazon, Apple oder Google aktuell massiv in neue Immobilienprojekte investieren.

Dahinter steht ein Wandel des Arbeitsbegriffs selbst, genauer gesagt, dem der Wissensarbeit. Diese ist schließlich mehr als nur eine Tätigkeit, die am Computer erledigt wird – ansonsten würde der Ort, an dem gearbeitet wird, keine bedeutende Rolle spielen. Das neue Verständnis von Wissensarbeit ist enger mit dem Büro verknüpft, in dem Menschen zusammenkommen, sich wohlfühlen, sich miteinander austauschen und auch Arbeiten am Computer erledigen. Diesem neuen Arbeitsbegriff muss sich die Büroarchitektur anpassen.

Das Ende des Büroturms

Die Hochhausarchitektur ist das Symbol für das alte Verständnis von Arbeit. Die hohen Bürotürme stehen repräsentativ für die hierarchisch strukturierte Organisation und zweckorientiertes Arbeiten. Nach dem neuen Verständnis müssen Büros in Zukunft jedoch eher flach, offen und vernetzt sein, damit sie zu einem sozialen Ort werden, der den Austausch befördert.

„DIE BÜROARCHITEKTUR MUSS SICH EINEM NEUEN ARBEITSBEGRIFF ANPASSEN.“

Wie stark sich das Verständnis von Arbeit bereits verändert hat, zeigt das Neubauprojekt, das Siemens derzeit in Berlin-Spandau umsetzt. Die Planung für die Siemensstadt datiert auf die Zeit vor der Pandemie und wurde während der Pandemie grundlegend infrage gestellt. Den ursprünglich geplanten Turm wird es ebenso wenig geben wie die vorgesehene Aufteilung in klassische Büros. Vielmehr entstehen Gemeinschaftsflächen, Konferenzräume sowie Räume für soziale Kontakte. Die Arbeitsplätze, die es geben wird, werden größer.

Was zeichnet das Büro der Zukunft aus?

Das Büro der Zukunft muss mit den Arbeitsbedingungen konkurrieren, die Menschen zu Hause vorfinden. Aspekte wie die Akustik, die im Großraumbüro keine Rolle spielten, gewinnen nun an Bedeutung. Rückzugsräume für konzentriertes Arbeiten sollten eine lärmarme Arbeitsumgebung bieten, bei denen auch Details wie die Tischgröße oder Zimmerpflanzen bedacht werden. Büroarchitektur und Arbeitsprozesse sollten sich gegenseitig befördern.

Der Wegfall des Pendelns wurde laut Statista Global Consumer Survey von vielen Menschen als großer Zugewinn von Lebensqualität erlebt. Büros werden darum künftig vermehrt nach ihrer Lage und Erreichbarkeit bewertet. In Zukunft wird es gemäß einer Studie vom Verband Deutsches Reisemanagement zudem weniger Geschäftsreisen als früher geben und gleichzeitig mehr Online-Meetings, die im Büro ungestört möglich sein müssen.

Die Geschäftsmodelle der Unternehmen verändern sich. Das Bürogebäude der Zukunft muss flexibel sein und sich neuen Anforderungen anpassen können. Dazu gehören auch frei wählbare Arbeitsplätze und -zonen, sodass Mitarbeitende den Arbeitsplatz passend zur Tätigkeit und Aufgabe wählen können.

Das Büro aus HR-Perspektive

Da der arbeitende Mensch bei den Überlegungen zum Büro der Zukunft verstärkt in den Fokus rückt, wird die HR-Perspektive in diesem Zusammenhang aufgewertet. Denn das Büro als Gemeinschaftsort stiftet künftig vermehrt Identität und ist darum in Zukunft wichtiger denn je, wenn es darum geht, Talente zu gewinnen und langfristig an das Unternehmen zu binden. Einer der Schlüssel bei der Gestaltung des Büros der Zukunft ist es, den Angestellten zuzuhören und sie zu fragen, was sie brauchen. Insbesondere für die jüngeren Generationen sind dabei auch Fragen des Klima-, Umwelt- und Gesundheitsschutzes bei Gebäuden ein immer wichtiger werdender Aspekt.

Was kann das Büro, was das Homeoffice nicht leisten kann?

Bei der Gegenüberstellung von Homeoffice und Büro muss auch gefragt werden, welche Vorteile Letzteres gegenüber den eigenen vier Wänden hat. Allen voran sind hier die Arbeitssicherheit und die Datensicherheit zu nennen, die der Arbeitgeber gewährleisten muss. Kein anderer Ort als das Büro erlaubt es mehr, kontrollierte Bedingungen zu erhalten und die Arbeitskultur bewusst zu gestalten. Es bietet zudem weniger Ablenkungen, wie beispielsweise durch Paketboten, Haushaltstätigkeiten oder andere private Aufgaben. Nicht zuletzt ermöglicht gerade ein gemeinsamer Arbeitsort einen ungezwungenen Austausch und direkte Kommunikation mit Kolleg:innen.

Fazit: Das Büro als Ort des Austauschs

Das Büro und seine Architektur stellten lange Zeit einen Ort dar, der gestaltet war, um effektive Arbeit zu ermöglichen und zu kontrollieren. Heute ändern sich die Rolle und das Selbstverständnis der Angestellten sowie deren Bedürfnisse grundlegend. Selbstbestimmung, Achtsamkeit, Gesundheit am Arbeitsplatz und Aspekte des neuroergonomischen Arbeitens gewinnen immer stärker an Bedeutung. Das Büro muss sich diesen neuen Anforderungen anpassen, um als Ort der Arbeit relevant zu bleiben.

Dabei ist die Erkenntnis ausschlaggebend, dass die Architektur und das Design der Arbeitsumgebung direkt mit der Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden zusammenhängen. Als das Büro jüngst mit dem Homeoffice konkurrierte, wurde der Verbesserungsbedarf offensichtlich. Im digitalen Zeitalter ist Wissen nicht mehr an einen konkreten physischen Ort gebunden, sondern virtuell jederzeit und überall verfügbar. In Zukunft muss das Büro mindestens ebenso attraktiv für Arbeitnehmer:innen sein wie das Arbeiten von zu Hause oder anderen Orten. Nur wenn es gelingt, das Büro in diesem Zuge zu einem Ort des Austauschs, der Kreativität und der Generierung neuer Ideen zu machen, wird es zu einem Revival des Büros als wichtigem Ort der Arbeit kommen.

Quelle: Faktor A Das Arbeitgebermagazin