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26 Juli 2024

Professorin erklärt: Das sollten Chefs wissen, um gut mit Angestellten der Gen Z zu arbeiten

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Ein Artikel von Professorin Anja Lüthy in BusinessInsider

Professorin erklärt: Das sollten Chefs wissen, um gut mit Angestellten der Gen Z zu arbeiten

Professorin Anja Lüthy von der Technischen Hochschule Brandenburg hat ihre Studierenden unter ihrer Anleitung untersuchen lassen, was die Generation Z in der Arbeitswelt wirklich beschäftigt.

Anja Lüthy ist BWL-Professorin an der Technischen Hochschule Brandenburg. Sie trainiert außerdem Führungskräfte und gründete 2020 das Frauennetzwerk #FemaleHRexcellence. Im Gespräch mit Business Insider berichtet sie von einer Studie, in der es darum geht, was sich die Generation Z von ihren Vorgesetzten wünscht. Studienautoren: Mia Wenzlaff, Leila Kramer, Dimitri Jechow, Maximilian Behm (Technische Hochschule Brandenburg). Mitarbeit: Charlotte von Riess.

BI: Viele Chefs fragen sich, was genau Mitarbeiter der Generation Z von ihnen erwarten. Sie haben es in einer aktuellen empirischen Untersuchung herausgefunden. Verraten Sie uns, was Sie am meisten überrascht hat?

Lüthy: Wir erleben eine Rückkehr zu den alten Werten. Auf die Frage, welche Führungsqualitäten am wichtigsten oder wichtig sind, kam folgendes heraus. Junge Menschen wünschen sich von ihren Vorgesetzten respektvolles Verhalten, Fairness, Wertschätzung, Vertrauen in die Mitarbeiter und Empathie. Das hat mich wirklich überrascht.

BI: Und was noch?

Lüthy: Dass 59 Prozent der Befragten ihr Feedback persönlich im Büro ihres unmittelbaren Vorgesetzten erhalten möchten. Außerdem wollen sie sehr häufig Feedback bekommen. 38 Prozent wünschen sich wöchentlich oder alle zwei Wochen eine Rückmeldung von ihrer Führungskraft zu ihrer Arbeitsleistung

Falsche Vorurteile gegenüber Generation Z

BI: Inwieweit wundert Sie das?

Lüthy: Dieses Ergebnis zeigt doch, dass sich die Klischees über Vertreter der GenZ ziemlich überlebt haben. Mich regen die Vorurteile gegenüber der Generation Z schon länger auf. Sie werden häufig alle in einen Topf geworfen. Nach dem Motto: Hauptsache die Work-Life Balance stimmt, Hauptsache sie können im Home Office arbeiten und haben nicht so viel Kontakt mit Kollegen, dem Chef oder der Chefin. Das stimmt ja nun nicht, wenn wir unsere Ergebnisse genau anschauen. 

BI: Das wird viele Vorgesetzte in der Tat positiv überraschen. Aber nun zu Ihrem Vorgehen. Auch hier gibt es ja eine Besonderheit. Denn die Studie haben ja Ihre BWL-Studenten unter Ihrer Anleitung entworfen.

Lüthy: Aus den jährlich veröffentlichten Studienergebnissen des Gallup-Instituts wissen wir, dass rund 75 Prozent aller Angestellten tatsächlich wegen ihres direkten Vorgesetzten kündigen. Ich stellte mir seit Jahren die Frage, wie sich Führungskräfte am besten verhalten sollten, damit dieser hohe Prozentsatz endlich sinkt. So kam ich auf die Idee für diese Untersuchung. Meine Studierenden aus dem 5. Semester Betriebswirtschaftslehre an der TH Brandenburg sind Anfang 20, gehören also zur Gen Z. Sie haben einen Online-Fragebogen erarbeitet zu der übergeordneten Fragestellung: Was erwartet die Generation Z von ihren direkten Vorgesetzten? Die Stichprobe der Studie umfasst 235 junge Menschen zwischen 16 und 25 Jahren. Die Ergebnisse sagen schon einiges darüber aus, wie diese jungen Leute ticken, auch wenn die Studie sicherlich nicht repräsentativ ist. Wir können aber aufgrund der Ergebnisse gut ableiten, wie sich Vorgesetzte gegenüber dieser Generation zukünftig verhalten sollten, um sie als Arbeitnehmer:innen an Unternehmen langfristig zu binden.

BI: Ein Hochschulabsolvent ist heute 23 Jahre alt, manchmal 24, wenn er oder sie ihr Bachelorstudium beendet hat.

Lüthy: Ja, falls noch ein Masterstudium dazukommt, sind die Absolventen rund 26 Jahre alt. Das unterscheidet sie von den Mitte 50-jährigen Führungskräften, die zum Teil erst mit Ende 20 oder Anfang 30 angefangen haben, zu arbeiten.

Home Office oder Büro?

BI: Was sagt die Studie zu der Streitfrage, die derzeit sehr polarisiert: Home Office oder Büro?

Lüthy: Die Ergebnisse unserer Studie sind eindeutig. 67 Prozent der Befragten geben an, dass sie eine hybride Arbeitsweise favorisieren – also sowohl im Home Office als auch im Büro vor Ort arbeiten wollen. Die Stichworte sind hier Flexibilität bei der Wahl des Arbeitsortes und sicherlich auch der Arbeitszeiten. Zur Erinnerung: Wie befinden uns vier Jahre nach Beginn der Pandemie. Diese Altersgruppe hat also zum Teil in der Schule bereits Online-Unterricht erlebt. Sie hat online zu studieren angefangen, teilweise sogar Online-Praktika aus dem Kinderzimmer absolviert. Sie hat auch online ihre Klausuren geschrieben und sich komplett digital beworben und über Zoom vorgestellt. Und nun wollen die Unternehmen plötzlich, dass diese digitalen Experten fünf Tage die Woche im Büro präsent sind? Warum eigentlich? Um sie besser vor Ort kontrollieren zu können?

BI: Wie interpretieren Sie dieses Ergebnis?

Lüthy: Meiner Meinung nach lässt sich die Entwicklung zum hybriden Arbeiten bei traditionellen Schreibtisch-Jobs nicht wieder zurückdrehen. Wenn Vorgesetzte auf permanente fünf Tage-Anwesenheit bestehen, wie es bei manchen Firmen nun wieder der Fall ist, kann das – gerade im Zuge des Fachkräftemangels- im Anwerben und Halten von Talenten einen enormen Nachteil bedeuten. Wichtig ist übrigens in diesem Zusammenhang auch, dass laut unserer Ergebnisse nur 16 Prozent der Befragten einzig und allein remote arbeiten wollen. Viele Chefs denken, die Mitarbeiter im Home Office würden nicht effektiv arbeiten. Es scheint ein enormes Misstrauen zu herrschen. 

BI: Die Ergebnisse belegen, dass sich die jungen Mitarbeitenden offenbar genau das Gegenteil von ihren Chefs wünschen, nämlich Vertrauen. 

Chefs sollten den Generation Z vertrauen

Lüthy: So ist es. Wenn wir die Führungsqualitäten analysieren, finden 85 Prozent es sehr wichtig oder wichtig, dass Chefs ihnen ihr uneingeschränktes Vertrauen schenken. Kontrolle ist allerdings das Gegenteil von Vertrauen. Ganz zu schweigen von offenem Misstrauen.

BI: Sprechen wir über Empathie. Wie wichtig ist den Befragten das Einfühlungsvermögen ihrer unmittelbaren Vorgesetzten ?

Lüthy: 80 Prozent finden Empathie bei Führungskräften sehr wichtig oder wichtig. Diese Ergebnisse belegen ganz eindeutig, dass eine Unternehmenskultur, die auf Hierarchie, Druck oder Angst basiert, überhaupt nicht mehr zukunftsfähig ist. Denn in solch einem Klima wollen Nachwuchskräfte nicht arbeiten.

BI: Auch ein weiterer traditioneller Wert, nämlich Respekt, spielt eine große Rolle.

Lüthy: 91 Prozent findet es sehr wichtig oder wichtig, dass ihr Chef sich respektvoll verhält. 90 Prozent wünschen sich von ihren Vorgesetzte Fairness. Das sind ganz eindeutige Ergebnisse, was die beiden Führungsqualitäten Empathie und Respekt betrifft. In der Realität treffen Arbeitnehmer aber immer noch häufig auf Rumgebrülle oder herablassendes Verhalten ihrer Vorgesetzten. Respekt bedeutet für die GenZ, auf Augenhöhe mit ihren Vorgesetzten zu sprechen, auch wenn sie Anfang 20 sind und die Führungskraft 60 Jahre alt ist. 

BI: Was zählt bei Ihnen zu Fairness?

Lüthy: Da fällt mir bei Frauen zum Beispiel die faire Bezahlung ein. Noch haben wir das gender pay gap von 18 Prozent in Deutschland. Laut einer EU-Richtline zur Lohntransparenz werden hoffentlich ganz bald alle Arbeitgeber gezwungen, wie es heute schon in Österreich vorgeschrieben ist, die genaue Gehaltsspanne für eine einer zu besetzende Stelle in der Stellenanzeige angeben.
 

Kommunikative Skills sind wichtig

BI: Sie haben auch gefragt, welche Skills es sind, die der Gen Z bei ihren Führungskräften wichtig sind.

Lüthy: Da ist vor allem die ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit. 66 Prozent der Befragten finden das sehr wichtig. Für die oben genannten Führungsqualitäten benötigen Vorgesetzte natürlich auch exzellente kommunikative Skills. Ohne die wird Führung zukünftig nicht erfolgreich sein. Deshalb müssen gerade diese Skills ab sofort bei Führungskräftefortbildungen gezielt trainiert werden. Vorgesetzte müssen lernen, wie sie mit den jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kommunizieren sollten, damit sie respektvoll, wertschätzend, und fair wahrgenommen werden. 

BI: Welche Skills sind noch entscheidend?

Lüthy: An zweiter Stelle steht die fachlicher Kompetenz (59 Prozent). Danach kommt Zuverlässigkeit, ebenfalls ein traditioneller Wert (55 Prozent). Es sind im Grund genommen dieselben Werte, die die Eltern der GenZ vertreten. Diese GenZ ist ja auch viel enger mit ihren Eltern verbunden als wir Vertreter der Boomer-Generation es je gewesen sind. Letztlich trauen sich jetzt die Vertreter der GenZ das einzufordern, was wir Babyboomer und nie getraut hätten von unseren Vorgesetzten zu verlangen.

BI: Sie haben schon erwähnt, dass die jungen Menschen viel persönliches Feedback von ihren unmittelbaren Vorgesetzten einfordern.

Lüthy: Die meisten der Befragten wollen explizit einmal pro Woche oder alle zwei Wochen ein mündliches Feedback bekommen. In Bezug auf die Art des Feedbacks möchten 55 Prozent, dass der Vorgesetzte Kritik oder Verbesserungsvorschläge ganz offen anspricht. 50 Prozent wünscht sich, dass Lob und Anerkennung auch direkt ausgesprochen werden. Das ist für die GenZ sehr bedeutend. 37 Prozent der Befragten erwarten Feedback mit Bezug auf ihre persönliche Karriereentwicklung. Angesichts dieser Zahlen kann man sagen: Das Jahresgespräch, das tatsächlich nur einmal pro Jahr mit Mitarbeiter geführt wird, hat ausgedient. Die Frequenz von Feedbackgesprächen wir sich zukünftig deutlich erhöhen müssen, wenn GenZ an Unternehmen gebunden werden soll  

Positives und negatives Feedback

BI: Noch in einem weiteren Punkt unterscheidet sich GenZ. Sie möchte die Führungskräfte bewerten.

Lüthy: Ja, das ist richtig. Denn 77 Prozent der Befragten wünschen sich, selbst dem Vorgesetzten sowohl positives als auch negatives Feedback zu geben. Ein Ergebnis, das bestimmt für manche Führungskraft im Alter zwischen 50 und 65 eine große Herausforderung ist. Ich selbst habe vor 30 Jahren in einer großen Berliner Herzklinik gearbeitet. Hätte ich dem Klinikchef, dessen Assistentin ich war, gesagt, ich würde ihm gerne einmal Feedback zu seinem Führungsverhalten geben, wäre das als Majestätsbeleidigung aufgefasst worden. Damals herrschten noch sehr ausgeprägte und starre Hierarchien. Heute ist es normal für die Jüngeren, dass sie eine Feedbackkultur in beide Richtungen einfordern. 

BI: Sie sagen, die GenZ wünscht sich engagierte Vorgesetzte, die mit ihren Teams stark interagieren.

Lüthy: Genau! Wenn man die GenZ fragt, wie sie sich die Lösung von Konflikten am Arbeitsplatz wünscht, ist es für  81 Prozent es sehr wichtig oder wichtig, dass die Führungskraft gemeinsam mit dem Team Konfliktlösungen erarbeitet.  Interessant ist dabei, dass bei GenZ der Wunsch besteht, das Team aktiv mit einzubeziehen. Zukünftig sollten also keine Entscheidungen hinter verschlossenen Türen mehr gefällt werden. Dies entspricht wiederum dem Wunsch nach Transparenz. Diese Generation Z ist sehr werteorientiert. Wenn Führungskräfte sich das klar machen und ihre Haltung entsprechend ändern, werden die Teams gerne mit ihnen zusammenarbeiten.  

Wenn aber nicht werteorientiert geführt wird ob wegen  mangelnder Kommunikationsfähigkeit, fehlender Transparenz, fehlender Fairness oder einen Mangel an Empathie verliert ein Unternehmen sicherlich kurz – und mittelfristig die besten Mitarbeiter. Ich hoffe, dass die Ergebnisse unserer Studie dazu beitragen, dass der alte – durch autoritäres Verhalten geprägte Führungsstil- bald komplett ausgedient haben wird.  

Quelle: businessinsider.de

24 November 2023

Warum selbst Top-Mitarbeiter „perfekte Unternehmenskulturen“ verlassen

Posted in Mind

Job&Karriere

Warum selbst Top-Mitarbeiter „perfekte Unternehmenskulturen“ verlassen

Attraktive Außendarstellung, innerlich am Verfaulen: Ist die Unternehmenskultur nur ein Trugbild, werden auch die besten Mitarbeiter gehen.

Bei der Einstellung lockt ein attraktives Anfangsgehalt. Der Chef scheint nett zu sein. Das Klima stimmt. Alles perfekt? Bei näherem Hinschauen stellt sich dieses Idealbild in der Realität häufig als Trugbild heraus. Sogar Top-Mitarbeiter, die eine wichtige Position im Unternehmen einnehmen, wenden sich manchmal ab – auch wenn die Entscheidung, sich einen neuen Arbeitgeber zu suchen, nicht leichtfertig getroffen wird und manchmal als schleichender Prozess kommt.

Selbst die (auf den ersten Blick) perfekten Unternehmenskulturen bergen einige Gefahren für Mitarbeiter, wenn es sich um mehr Schein als Sein handelt. Während einige Faktoren sichtbar sind, dazu zählen beispielsweise Strategien oder Rituale, bleiben andere Faktoren im Verborgenen. Dazu gehören unausgesprochene Gesetze, die gelebt werden.

Basis für die Entwicklung der Kultur sind vor allem die gelebten und angestrebten, aber auch die nicht erreichbaren Werte. Um Veränderung zu erreichen, gilt aber vor allem, die „unsichtbaren Muster“ sichtbar zu machen, damit Top-Mitarbeiter bleiben.

1. Accidental Values: Zufallswerte mit negativer Dynamik

Sogenannte Zufallswerte (Accidental Values), die in aller Regel ohne bewusste Absicht entwickelt werden, können schnell eine negative Eigendynamik annehmen. Manchmal sind sie, abhängig von dem, was im Team passiert, kaum aufzuhalten oder nur schwer beeinflussbar, etwa von Führungskräften. So entwickelt sich eine Kultur, die in der Außendarstellung erstrebenswert erscheint, im Inneren aber für Probleme sorgt.

Hierbei kann es sich zum Beispiel um den Umgang mit Mehrarbeit handeln: Wenn Mitarbeiter regelmäßig die Höchstarbeitszeit überschreiten und pünktlich Feierabend zu machen negativ bewertet wird, droht die Überarbeitung. Mehrarbeit wird dann unerwünschterweise zu einem wichtigen, unbeabsichtigten Wert, der gelebt wird. Vor allem Top-Mitarbeiter, die für Höchstleistungen bekannt sind, stehen dann schnell unter Druck, dem sie sich schließlich beugen. Überhöhte Erwartungen, die an Zufallswerte geknüpft sind und sich negativ auf die Gesundheit und Leistungsfähigkeit dieser auswirken, werden Mitarbeiter abschrecken.

2. Core Values: Kernwerte widersprechen den Handlungen

Ausschlaggebend für eine starke Unternehmenskultur ist das Zusammenspiel vom übergeordneten Wertesystem mit den gelebten Werten im Betrieb. Was als Grundwert formuliert wird, muss deshalb auch in der gelebten Praxis mit den Handlungen übereinstimmen. Die Grundwerte („Core Values“) bilden das Kernstück einer jeder Kultur und stehen für den Ist-Zustand. Kann keine Kompatibilität zwischen dem, was formuliert und gelebt wird, festgestellt werden, ist es häufig eine Frage der Zeit, bis Mitarbeiter den Ist-Zustand hinterfragen und sich gegebenenfalls vom Arbeitgeber distanzieren, bevor sie die Firma schließlich verlassen.

3. Systematisches Ködern: Kurzfristige Aufrechterhaltung von Werten

Top-Mitarbeiter sind bei Arbeitgebern heißbegehrt. Sie zeichnen sich durch eine überdurchschnittliche Performance aus, sind in einigen Branchen mit FachkräftedefizitMangelware und Unternehmen wollen sie um jeden Preis langfristig binden.

Eine Möglichkeit, um solche Arbeitnehmer zumindest schon einmal ins eigene Boot zu bekommen, ist das systematische Ködern mit der Hilfe von nach außen präsentierten Werten und Prinzipien, die eigentlich keine sind. Der entscheidende Punkt ist, dass Mitarbeiter zunächst tatsächlich bekommen, was versprochen wird. Doch die vermeintlichen Werte dienen lediglich als kurzfristiges Lockmittel. Am Anfang kann ein attraktives Gehalt zum Beispiel auf die Bereitschaft von Unternehmen hinweisen, in gute Mitarbeiter zu investieren. Sie scheinen zunächst wenig knauserig zu sein und den Marktwert zu kennen.

Aber auch hier gilt: Sobald die perfekte Fassade bröckelt und deutlich wird, dass das Fundament nicht stark genug ist, werden selbst die besten Mitarbeiter nach und nach gehen. Ein anfängliches Lockangebot ist nicht ausreichend, um sie langfristig zu halten.

4. Werte stimmen nicht mit der individuellen Auslegung überein

Arbeitgeber und ihre Mitarbeiter haben mitunter eine unterschiedliche Auffassung von den formulierten und gelebten Unternehmenswerten, die die Basis für die Kultur eines Unternehmens bilden. Die Realität und Wahrnehmung von Arbeitnehmern darf nicht ignoriert werden, denn sie sind es, die tagtäglich im Job mit den Auswirkungen von Widersprüchen zu kämpfen haben.

Was bedeutet zum Beispiel „Work-Life-Balance“ konkret? Während der Chef einer Firma Incentives wie Gutscheine als ausreichend erachtet, um Mitarbeiter zu entlasten, wünscht sich der eine oder andere Mitarbeiter vielleicht bessere Betreuungsmöglichkeiten für die Kinder oder etwa eine Erholungsbeihilfe, um zu einer guten Work-Life-Balance zu gelangen.

Im Grundsatz geht es um ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Bedürfnissen privater Natur und den Jobanforderungen, die Arbeitgeber an ihre Mitarbeiter stellen oder die ein Beruf mit sich bringt. Darüber muss kommuniziert werden und es müssen Kompromisse gefunden werden, die den Bedürfnissen von Mitarbeitern einer Firma entsprechen – denn andernfalls droht die innere Kündigung und somit auch ein Arbeitgeberwechsel von Top-Mitarbeitern.

5. „Nur“ zu 90 Prozent zufrieden mit den Unternehmenswerten

Einen perfekten Arbeitgeber mit perfekt gelebten Werten gibt es nicht. Doch 90 Prozent Zufriedenheit mit den gelebten Unternehmenswerten reichen oft schon aus, um sich als Mitarbeiter gut aufgehoben zu fühlen. Für Top-Mitarbeiter sind jedoch die fehlenden 10 Prozent manchmal der alles entscheidende Grund, um sich nach alternativen Möglichkeiten umzuschauen.

So können die Bezahlung fair, die Benefits super und das Klima top sein. Mangelt es aber zum Beispiel an Aufstiegschancen, sind es gerade Top-Mitarbeiter, die einen Stillstand erleiden. Denn gerade die leistungsstarken Arbeitnehmer sind bewusst auf der Suche nach Chancen, um karrieretechnisch vom Fleck zu kommen. Wenn die Möglichkeiten fehlen, wechseln sie nicht unbedingt, weil der Chef ätzend ist oder die Arbeitszeiten nicht passen. Sie gehen, um aufsteigen zu können.

Generell sind Entwicklungsmöglichkeiten für Mitarbeiter heute besonders wichtig, um Arbeitnehmer von einer Arbeitgebermarke auch langfristig zu überzeugen. Wenn sie fehlen, steigt die Wechselbereitschaft.

6. Dysfunktionale Feedback-Kultur als Teil einer scheinbar perfekten Unternehmenskultur

Eine weitere Lücke, die selbst bei hervorragenden Unternehmenskulturen zu beobachten ist, die sich beispielsweise durch familienfreundliche Arbeitszeitmodelle, einer super Vergütung und unterhaltsamen Team-Events auszeichnen, ist die Art der Kommunikation. Speziell die Feedback-Kultur steht hier im Fokus.

Problematisch ist eine Feedback-Kultur, die auf Basis von starren hierarchischen Ebenen gelebt wird. Rückmeldungen auf Augenhöhe sind in solchen Fällen ein seltener Fall. Für gute Mitarbeiter kann eine solche Kulturlücke zu einem echten Problem werden: Sie sind auf sachliches, konstruktives Feedback ohne Machtspiele angewiesen, um sich in ihrer Arbeit nicht eingeschränkt oder gar ungesehen zu fühlen.

Lese-Tipp: Im Schatten der Hierarchie: Wie du dein Potenzial zur Geltung bringst

Gleiches gilt für andere Mitarbeiter. Denn unabhängig von dem, was sie leisten, ist eine gute Feedback-Kultur wertschätzend, nachvollziehbar und fachlich sowie persönlich hilfreich, indem sie unterstützend und nicht abwertend wirkt.

Was Top-Mitarbeiter hält, ist eine Wertekultur, die sich echt anfühlt

Das Aufschreiben und Präsentieren von Unternehmenswerten macht noch keine Unternehmenskultur aus. Die Umsetzung von Werten und die Realität in Firmen ist entscheidend. Dabei entwickelt sich eine Unternehmenskultur auf Basis der Normen und Werte, die tatsächlich gelebt werden.

Dynamiken, die nicht ganz unproblematisch sind, befinden sich aber oft lange Zeit im Verborgenen, bis sie thematisiert werden. Und das wissen Top-Mitarbeiter, denn sie spüren, wie sich die Kultur eines Unternehmens auf ihre Arbeit, ihre Bedürfnisse und ihr persönliches Wachstum auswirkt. Wenn sie gehen, dann mit der Überzeugung, dass selbst perfekte Unternehmenskulturen manchmal ein wackeliges Fundament haben.

Quelle: arbeits-abc.de

10 Februar 2023

Wie Chefs ihrem Team die richtige Wertschätzung entgegenbringen

Posted in Führung, Leadership

Richtig Danke sagen

Wie Chefs ihrem Team die richtige Wertschätzung entgegenbringen

Als Führungskraft eines Unternehmens oder einer Abteilung bist du als Chef auf deine Mitarbeiter und dein Team angewiesen. Jeden Tag machen deine Kollegen einen tollen Job und sorgen dafür, dass alle Prozesse reibungslos funktionieren. Deshalb wird es Zeit, dass du deine Dankbarkeit ausdrückst, falls du das noch nicht getan hast. Ein paar Vorschläge, wie du deinen Mitarbeitern am besten Danke sagen kannst, erfährst du in folgendem Beitrag.

1. Ein Dankeschön, wo es nicht erwartet wird

Betraust du einen oder mehrere Mitarbeiter deines Teams mit einer Aufgabe, bedankst du dich natürlich im Anschluss für das Erledigen von dieser. Damit rechnen auch deine Mitarbeiter. In diesem Fall ist das „Dankeschön“ nicht mehr als eine einfache Floskel und besitzt kaum Wert. Das bedeutet jedoch nicht, dass ein einfaches Danke völlig nutzlos ist.

Deswegen lautet der erste Tipp, bedanke dich bei deinen Mitarbeitern, wenn sie es nicht erwarten. Das kann schriftlich als Mail erfolgen oder direkt von Angesicht zu Angesicht. Sag deinen Mitarbeitern einfach ohne besonderen Anlass, dass du froh bist, dass sie eine so tolle Arbeit leisten. Und plötzlich wird aus dem einfachen Danke viel mehr als nur eine bloße Floskel nach getaner Arbeit.

2. Das Vieraugengespräch

Wenn du einem deiner Mitarbeiter deinen besonderen Dank für die erbrachte Leistung ausdrücken möchtest, dann kannst du das sehr gut unter vier Augen von Angesicht zu Angesicht machen. In einem direkten Gespräch begegnest du deinem Mitarbeiter auf Augenhöhe und drückst deine Wertschätzung offen und ehrlich mit deinen eigenen Worten aus.

3. Regelmäßiges gemeinsames Essen

Nicht nur um deinen Dank auszudrücken, auch als Team-Bildungsmaßnahme eignet sich die nächste Maßnahme hervorragend. Veranstalte einmal oder gerne auch mehrmals pro Woche ein gemeinsames Mittagessen für alle Mitarbeiter deines Teams. Entweder geht ihr gemeinsam in der Mittagspause zum Italiener um die Ecke oder lasst euch etwas Leckeres in die Firma liefern und esst gemeinsam im Pausenraum. Lass daraus ein festes Ritual werden und du wirst sehen, ein gemeinsames Mittagessen in entspannter Runde wirkt Wunder. Natürlich kannst du auch gelegentlich mal eine Runde ausgeben, um deinem Dank besonderen Nachdruck zu verleihen, wenn du das möchtest.

4. Eine persönliche Nachricht verfassen

Möchtest du einem deiner Mitarbeiter besonderen Dank ausdrücken, versuche doch einmal statt einer Mail oder einem Vieraugengespräch, diesem Mitarbeiter eine handgeschriebene Nachricht zukommen zu lassen. Eine persönliche handgeschriebene Nachricht auf Papier entfaltet noch mal eine komplett andere Wirkung. Sie zeigt, dass du dir als Chef Gedanken machst und dein Team sowie die geleistete Arbeit wertschätzt.

5. Verbessere die Work-Life-Balance

Worte sind gut, Taten sind aber besser. Du bist mit der Arbeit deines Teams zufrieden? Dann versuche deinen Dank doch einmal nicht nur in Worten, sondern auch in Taten auszudrücken. Hier spielt vor allem die Work-Life-Balance eine wichtige Rolle, auch für die Produktivität deiner Mitarbeiter. So kannst du deinem Team auch Gleitzeit oder flexible Arbeitszeitmodelle anbieten. Auch die Arbeit vom Homeoffice wird in der heutigen Zeit sehr gerne angenommen. All das sind Möglichkeiten, wie du deine Mitarbeiter entlasten, die Produktivität steigern und gleichzeitig Danke sagen kannst.

6. Bedürfnisse einzelner Mitarbeiter erkennen

Jeder deiner Mitarbeiter ist ein eigenes Individuum mit eigenen Gefühlen, Wünschen und Vorstellungen. Nur weil der eine Kollege beispielsweise gerne mit dem gesamten Team zu Mittag isst, muss das noch lange nicht auf alle zutreffen. Vor allem, wenn du deinen Dank ausdrücken möchtest, ist es wichtig, die einzelnen Wünsche deiner Mitarbeiter zu berücksichtigen. Sonst könnte deine Danksagung unter Umständen ihre Wirkung verfehlen. Deshalb solltest du, wenn es dir zeitlich möglich ist, mit deinem kompletten Team Einzelgespräche führen. Hier kannst du dich nach den konkreten Zielen, Wünschen und Vorstellungen deiner Teammitglieder erkundigen und diese in den Ausdruck deiner Dankbarkeit miteinfließen lassen.

7. Das alte Leid – vermeide bitte Floskeln

Es wurde bereits angesprochen, doch jetzt noch mal für dich als eigener Punkt, damit du dir auch wirklich darüber im Klaren bist: Vermeide bitte wirklich Floskeln! Ein Danke hier, ein Danke da, einmal dem Kollegen auf die Schulter geklopft, alles schön und gut. Auf Dauer verliert so etwas jedoch leider an Wert. Dein Mitarbeiter wird diese anerkennenden Worte irgendwann nicht mehr ernst nehmen. Deshalb ist es wichtig, auf Worte Taten folgen zu lassen. Kleine Aufmerksamkeiten, wie beispielsweise Bonuszahlungen, Sonderurlaub, ein Mittagessen oder etwas Materielles. Hier wieder der Hinweis auf den vorherigen Punkt, jeder Mitarbeiter hat andere Wünsche. Informiere dich im Vorfeld, welche Art von Geschenk bei dem entsprechenden Mitarbeiter angebracht ist.

8. Regelmäßiges Feedback ist wichtig

Du als Vorgesetzter bist auch nur ein Mensch und wie jeder Mensch machst auch du Fehler und handelst nicht immer perfekt. Wenn dich jedoch niemand auf deine Fehler hinweist, kannst du diese auch nicht ändern. Bedauerlicherweise ist dies ein großes Problem, da Vorgesetzte meistens Autoritätspersonen sind und sich die meisten Mitarbeiter deswegen nicht trauen, ehrliches Feedback zu geben. Wenn du deine Mitarbeiter darum bittest, dir ehrliches Feedback zu geben und dieses im Anschluss auch umsetzt, fühlen diese sich jedoch besonders wertgeschätzt. Auch das kann eine besondere Form des Ausdrucks von Dankbarkeit sein.

9. Dankbarkeit zur Routine werden lassen

Dankbarkeit, Feedback und die Umsetzung von diesem, sollten fest in deine berufliche Routine übergehen. Suche regelmäßig den Kontakt zu deinen Mitarbeitern, führe persönliche Gespräche, berücksichtige ihre Wünsche und Bedürfnisse und nimm dir (gerechtfertigte) Kritik zu Herzen. Eine gute Möglichkeit, um diesen Ausdruck der Dankbarkeit und gegenseitigen Wertschätzung zum Ritual werden zu lassen, sind beispielsweise wöchentliche Teamsitzungen. Hier kannst du einmal jedem Mitarbeiter die Chance geben, seine Dankbarkeit auszudrücken und dies ebenfalls tun.

10. Dem Mitarbeiter das Gefühl geben, besonders zu sein

Ein Problem, das vor allem Auszubildende kennen dürfen, das Gefühl, nur eine Nummer in einem System zu sein. Vor allem in sehr großen Abteilungen oder Unternehmen leiden viele Arbeitnehmer unter diesem Gefühl. Natürlich ist es ab einer gewissen Anzahl von Mitarbeitern schwierig, mit jedem individuellen Kontakt aufrechtzuerhalten, jedoch solltest du als Chef so gut es geht versuchen, diesen Kontakt aufrechtzuerhalten. Denn für viele Mitarbeiter und vor allem für Azubis ist es ein großer Ausdruck der Wertschätzung, wenn sie das Gefühl haben, etwas Besonderes zu sein und nicht nur eine Person von vielen.

11. Dankbarkeit auf einfache und sinnvolle Weise ausdrücken

Es bringt nichts, deine Wertschätzung und Dankbarkeit auf komplizierte Art und Weise zum Ausdruck zu bringen. Halte es einfach simpel und sinnvoll. Wie bereits erwähnt, können auch persönliche handschriftliche Nachrichten eine große Wirkung entfallen, aber der elektronische Weg ist ebenfalls nicht verkehrt. Neben E-Mails kannst du auch weitere Tools benutzen, um bei deinen Mitarbeitern deine Wertschätzung zum Ausdruck zu bringen. Hierfür gibt es unterschiedlichste Tools, welche sich hervorragend für Feedback eignen.

12. Nicht übertreiben

Zu guter Letzt noch ein Rat. Du solltest es mit dem Ausdruck deiner Dankbarkeit nicht übertreiben. Wenn du deinen Mitarbeitern 20 Mal am Tag sagst, wie gut sie ihre Arbeit machen, verliert der Ausdruck an Dankbarkeit seinen Wert und ist nichts Besonderes mehr. Vor allem aber büßt du dabei an Authentizität und Glaubhaftigkeit ein. Jemand, der sich sooft bedankt, wirkt nicht mehr so, als wenn das alles ehrlich gemeint ist, was die Person sagt. Deshalb gilt es, das richtige Mittelmaß zu finden. Nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig Ausdruck von Dankbarkeit.

Lese-Tipp: Danke sagen: Wie Dankbarkeit dein (Berufs-) Leben optimiert

Quelle: arbeits-abc.de

20 August 2021

Schlechte Leistung von Mitarbeitenden – Woran kann es liegen?

Posted in Führung, Leadership

geschrieben von Univ.-Prof. Dr. Jürgen Weibler am 30. Juni 2021 in Führungsforschung

Schlechte Leistung von Mitarbeitenden – Woran kann es liegen?

Leistungen bei Mitarbeitenden schwanken oftmals. Wie kann man herausfinden, ob eine Minderleistung am Mitarbeitenden oder an anderen Gründen liegt? Hierfür liefert die Attributionstheorie der Führung eine bemerkenswerte Entscheidungshilfe, die sich verzerrenden Schnellschüssen entgegenstellt.

Führung kreist um Leistung, und dabei nicht zuletzt natürlich auch um die Leistung der Geführten. Und realistischerweise gehört es zum Führungsalltag, auch mindere oder gar schlechte Leistungen von Mitarbeitenden klar zu erkennen, ihren Ursachen systematisch auf den Grund zu leuchten, um vor diesem Hintergrund sachgerecht hierauf zu reagieren. Wie aber kann eine Analyse von Minderleistungen bei Mitarbeitenden strukturiert und fundiert erfolgen? Leadership Insidern liefert Handlungswissen und erläutert drei grundlegende Möglichkeiten einer solchen Ursachenzuschreibung: die Personen-, Entitäten- oder Situationsattribution.

Was ist die Attributionstheorie?

Die Attributionstheorie ist eine sozialpsychologische Theorie. Sie beschäftigt sich damit, wie Personen Urteile über die Ursachen ihres eigenen Verhaltens bzw. das Verhalten anderer Personen aufgrund vorhandener Informationen bilden und wie Personen Ergebnisse oder Ereignisse, die sie beobachten, auf bestimmte Faktoren zurückführen. Praktisches Beispiel: Eine Fußballmannschaft hat nach einer Niederlagenserie einen neuen Trainer eingestellt. Danach werden die nächsten vier Spiele gewonnen (= Ereignis). Die Presse fragt sich nun, woran das liegt: War es der tatsächlich Trainerwechsel – oder waren schlicht die Gegner, gegen die zuletzt gespielt wurde, einfach leichter als jene aus der Niederlagenserie?

Quelle - den vollständigen Artikel können Sie weiterlesen unter leadership-insiders.de