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31 Oktober 2025

Selbstwirksamkeit als Schlüsselkompetenz: So fördern sie die Initiative und Lernbereitschaft

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Ihre Superkraft

Selbstwirksamkeit als Schlüsselkompetenz: So fördern sie die Initiative und Lernbereitschaft

In unserer schnelllebigen, digitalen Welt begegnen wir ständig Veränderungen – doch ob wir ihnen mit Zuversicht oder Unsicherheit entgegentreten, hat oft weniger mit unseren tatsächlichen Fähigkeiten zu tun, als wir denken.

Immer wieder registriert man, dass Personen, die eigentlich für das Lösen bestimmter Aufgaben prädestiniert wären, bei deren Anblick der Mut verlässt. Andere hingegen, von denen man denkt „Der (oder die) muss noch viel lernen“, gehen beherzt ans Werk.

Das zeigt: Wie wir auf neue Herausforderungen reagieren, hängt weitgehend von unserer subjektiven Gewissheit ab „Irgendwie kann ich die Aufgabe schon lösen. Auch wenn ich noch nicht weiß wie.“

Fehlende Zuversicht „Ich schaffe das schon“

Diese positive Grundüberzeugung „Irgendwie schaffe ich es schon“ ist bei Menschen verschieden stark ausgeprägt. Genauso unterschiedlich verarbeiten sie auch Rückschläge. Eine selbstwirksame Person – die in ihre Kompetenz, auch neue Aufgaben zu lösen, vertraut – denkt nach einem Fehlversuch zum Beispiel: „Dass es nicht klappte, liegt daran, dass ich damit noch wenig Erfahrung habe. Also wage ich einen zweiten Versuch und wende dabei das durch den Misserfolg erworbene Wissen an.“ Sie reflektiert ihr Tun. Der Fehlversuch ist für sie kein Anlass, grundsätzlich an sich und ihrer Kompetenz zu zweifeln.

Anders reagiert eine wenig selbstwirksame Person. Sie denkt nach einem Fehlversuch zum Beispiel: „Ich habe doch gleich gewusst, dass ich das nicht kann, und daran wird sich nichts ändern.“ Sie startet keinen weiteren Versuch. Oder sie startet ihn widerwillig – zum Beispiel, weil ihre Führungskraft sie dazu „verdonnert“ hat. Dementsprechend groß ist die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Scheiterns. Und dieses Scheitern wirkt sich wiederum negativ auf die Erwartung aus, mit der die Person künftig ähnliche Herausforderungen angeht.

Eine Erfolgsvoraussetzung: beruflich und privat

Durch gesellschaftliche Umbrüche oder technologische Fortschritte bzw. Veränderungen wie dem aktuellen Siegeszug der KI werden wir immer häufiger mit neuen Herausforderungen konfrontiert – beruflich und privat. Es wird zu einer Schlüsselkompetenz, mit ihnen adäquat umzugehen.

Das haben Personalverantwortliche erkannt und debattierten in den vergangenen Jahren unter der Überschrift „Employability“ intensiv über dieses Thema und kamen zur Erkenntnis: Künftig müssen Mitarbeitende verstärkt über folgende Eigenschaften verfügen:

  • Fähigkeit zur Selbstreflexion,
  • Offenheit für neue Ideen und Problemlösungen,
  • Fähigkeit zum Umgang mit ungewohnten Situationen und Konstellationen,
  • Lernfähigkeit und -bereitschaft sowie
  • Fähigkeit zum Erkennen und Bereitschaft zum Nutzen von Chancen.

Unternehmen wünschen sich, dass ihre Mitarbeitenden und Teams mit Selbstvertrauen neue Herausforderungen angehen und erfolgreich bewältigen. Zudem sollen sie aus eigener Initiative die notwendigen Fähigkeiten erwerben, um ihre aktuelle oder zukünftige Rolle in der Organisation optimal auszufüllen. Kurz gesagt: Mitarbeitende und Teams sollen ihre Selbstwirksamkeit stärken.

Woraus sich unsere Selbstwirksamkeit speist

Wie kann eine Person ihre Selbstwirksamkeit erhöhen? Sie speist sich, den Untersuchungen des kanadischen Lerntheoretikers Albert Bandura zufolge, vor allem aus folgenden Quellen:

Eigene Erfahrungen im Meistern von schwierigen Situationen

Sie sind für den Ausbau der Selbstwirksamkeit sehr wichtig. Denn wer schon wiederholt die Erfahrung gesammelt hat, schwierige Aufgaben lösen zu können, traut sich das auch künftig zu. Von besonderer Bedeutung sind dabei sogenannte „mastery experiences“. Sie entstehen, wenn eine Person eine Situation oder Aufgabe meistert, von der sie zunächst nicht wusste: Wie soll und kann ich sie lösen?

Lernen an Modellen und von Vorbildern

Beobachtet eine Person eine andere beim Lösen einer schwierigen Aufgabe, dann kann das ebenfalls ihr Selbstvertrauen stärken – getreu der Maxime: „Wenn der oder die das kann, dann kann ich das auch!“ Eine Voraussetzung dafür ist: Zwischen den beiden Personen besteht eine gewisse Ähnlichkeit. Sie müssen zum Beispiel eine ähnliche Biografie oder Persönlichkeitsstruktur haben.

Soziale und emotionale Unterstützung

Auch durch ermutigenden Zuspruch gewinnen Menschen Vertrauen in ihre Fähigkeiten – jedoch nur, wenn sie der Person, die sie anspornt, die erforderliche Kompetenz zum Beurteilen ihres Könnens zuschreiben. Ebenfalls positiv auf die Selbstwirksamkeit wirkt sich das Wissen aus: „Wenn es eng wird, kann ich auf Unterstützende zurückgreifen“ – fachliche oder emotionale.

Physiologische sowie emotionale Zustände und Reaktionen

Menschen schließen aus ihren Emotionen und körperlichen Reaktionen auf ihre Fähigkeiten. Verspüren sie zum Beispiel Herzrasen, wenn sie vor einer Aufgabe stehen, denken sie meist unmittelbar „Ich kann das nicht“ – häufig noch bevor sie die Machbarkeit geprüft haben. Deshalb ist es wichtig, die Ursachen der eigenen Emotionen und physiologischen Reaktionen analysieren zu können. Ist die Reaktion der Aufgabe angemessen oder handelt es sich nur um eine erste „Schreckreaktion“?

Die Selbstwirksamkeit mit System erhöhen

Die Kenntnis dieser Quellen ermöglicht es uns, für uns Lernumgebungen zu kreieren, die unsere Selbstwirksamkeit fördern. Wichtig dabei ist, sich regelmäßig Herausforderungen zu stellen, bei denen man zunächst vermutet „Diese Aufgabe könnte mich (bzw. uns) überfordern“. Denn an solchen Aufgaben wachsen wir.

Beim Versuch schwierige Aufgaben zu lösen, ist es sinnvoll, diese als Projekt zu sehen und zunächst zu analysieren:

  • Welche Teilaufgaben sind damit verbunden?

In einem zweiten Schritt können wir dann ermitteln, ob uns die Gesamtaufgabe oder nur gewisse Teilaufgaben erschauern lassen. Ist das klar, können wir untersuchen, warum wir zurückschrecken. Zum Beispiel:

  • weil uns Ressourcen und Kenntnisse fehlen? Oder
  • weil wir damit noch keine Erfahrung haben? Oder
  • weil beim Lösen der Aufgabe Konflikte mit Team-Mitgliedern absehbar sind?

Haben wir das ermittelt, können wir einen vorläufigen Aktionsplan erstellen und aus den Teilaufgaben Teilziele ableiten, die es auf dem Weg zum großen Ziel zu erreichen gilt. Und wir können die nötige Unterstützung organisieren.

Wichtig ist ein weiterer Punkt, der oft vergessen wird: Da das Bewältigen der Herausforderung auch dem Steigern unserer Selbstwirksamkeit dient, sollten wir als Einzelperson oder Team Lernfelder definieren, in denen wir unsere Kompetenz erweitern möchten. Außerdem sollten wir Kriterien definieren, wie wir das Erreichen der Lernziele messen.

Sich in eine Lernspirale begeben

Die in dem Projekt definierten Teil- und Lernziele haben eine unterschiedliche Funktion. Das Definieren von Teilaufgaben und -zielen soll uns primär helfen, einen realistischen Aktionsplan zu erstellen, so dass wir nach dem Projekt mit einer hohen Wahrscheinlichkeit sagen können: „Wow, das war zwar anstrengend. Doch ich habe (bzw. wir haben) es geschafft.“

Und wenn wir das Projektziel wider alle Erwartungen doch nicht oder nur teilweise erreichen? Dann ermöglicht uns das Definieren von Teilaufgaben im Rückblick zu analysieren: Welche Teilaufgaben habe ich (bzw. haben wir) mit Bravour gelöst und wo traten Schwierigkeiten auf?

Wir können also unser „Scheitern“ relativieren und rationalisieren, was wichtig für unser Selbstvertrauen ist. Außerdem können wir dann neue Lernfelder und -ziele für uns definieren.

Das Definieren von Lernzielen hat die Funktion, dass wir bei Projektende ermitteln können, welche neuen Kompetenzen wir – als Individuum oder Team – hinzu gewonnen haben und welche vergleichbaren Aufgaben wir deshalb künftig problemlos meistern können. So können wir unseren noch bestehenden Entwicklungsbedarf ermitteln.

Wenn wir beim Bewältigen von herausfordernden Aufgaben so vorgehen, begeben wir uns in eine Lernspirale, die einen systematischen Ausbau unserer Kompetenz als Person oder Team bewirkt. Wir steigern unser Vertrauen in unsere Fähigkeit, neue Herausforderungen zu meistern und entwickeln so unsere Selbstwirksamkeit.

Über den Autor

Hans-Peter Machwürth ist Geschäftsführer des international agierenden Trainings- und Beratungsunternehmens Machwürth Team International (MTI Consultancy)

Quelle: hrweb.at

27 August 2021

Selbstführung 4.0 – getrieben und fremdbestimmt in digitalen Zeiten?

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Selbstführung 4.0 – getrieben und fremdbestimmt in digitalen Zeiten?

Die Fähigkeit sich selbst gut zu führen ist schon lange wichtig. Durch die Veränderungen im vergangenen Jahr sind Schwächen bei der Selbstführung wie im Brennglas ans Licht gekommen.

Homeoffice, mobiles Arbeiten und der Digitalisierungs-Booster bringen viele Vorteile mit sich, die auch künftig zu mehr Freude und Balance bei der Arbeit beitragen sollen. Und gleichzeitig ergeben sich dadurch neue Herausforderungen in Bezug auf die Selbstführung für Führungskräfte und MitarbeiterInnen. Strukturiertes Arbeiten im Homeoffice, Prioritäten immer wieder neu setzen, sich selbst motivieren und Veränderungen gegenüber offen zu sein, sich Pausen zu gönnen und bei „always on“ den Kopf mal wieder frei zu bekommen, fordert noch mehr Eigenverantwortung jedes Einzelnen.

Gerade wenn der Job besonders viel Spaß macht und weniger als „Arbeit“ gesehen wird, lauert das Risiko der Selbstausbeutung. Was für viele Selbstständige eine tägliche Herausforderung ist, kann auch für Hochleistungsteams zur Stolperfalle werden.

Es gibt im Arbeitsalltag häufig Momente und Situationen, wo wir uns getrieben und fremdbestimmt fühlen von den anstehenden operativen Aufgaben und Terminen. Die eigenen Zukunftsbilder rücken in den Hintergrund und geraten oftmals auch in Vergessenheit. Ein (Online-) Meeting jagt das andere, ohne Pause zum Durchatmen. Auszeiten, um in Ruhe nachzudenken und zu reflektieren, ob das, was wir tun, noch das Richtige ist, fehlen. Und doch haben wir heute viel mehr Möglichkeiten, selbstbestimmt zu leben und zu arbeiten: Zeitlich und räumlich flexibles Arbeiten wird Dank der rasanten Digitalisierung und neuer Arbeitszeitmodelle für immer mehr Menschen möglich. Ein Kulturwandel, weg von Anwesenheitspflicht, autoritärem Anweisen und permanenter Kontrolle, vollzieht sich in vielen Unternehmen.

Gerade im komplexen Umfeld sind die Wege vielfältig und oftmals wenig planbar. Agile Vorgehensweisen sind gefordert. Flexibel auf neue Anforderungen zu reagieren, gehört inzwischen zur Selbstverständlichkeit. Nicht die Unternehmen überleben, die am schnellsten oder am stärksten sind, sondern diejenigen, die sich am besten an die ständigen Veränderungen anpassen können.


Was bedeutet das für die Führungskräfte und MitarbeiterInnen in Bezug auf die Selbstführung?

Die Handlungsfelder beeinflussen sich gegenseitig.

 

Selbstführung 4.0 – so geht`s

Setzen Sie sich persönlich handlungswirksame und motivierende Ziele.
Eigene Ziele positiv, interessant und aktionsorientiert zu formulieren, ist der erste Schritt in Richtung Zielerreichung. Achten Sie darauf, dass Ihre Ziele für Sie attraktiv und realistisch sind und den nächsten konkreten Schritt enthalten. Silvestervorsätze haben bekanntlich nur eine kurze „Halbwertszeit“.

Machen Sie sich Ihre Stärken bewusst und verlassen Sie Ihre Komfortzone.
Sich der eigenen Stärken bewusst zu sein, ist eine Voraussetzung dafür, sie auch richtig einzusetzen und zu wissen, in welchen Bereichen die Chancen zur Selbstentwicklung liegen. Für das persönliche Wachstum ist es sinnvoll, immer wieder die eigene Komfortzone zu verlassen und neue Erfahrungen zu machen. Mit den gewonnenen Erfahrungen erweitern sich Ihre persönlichen Kompetenzen und Ihre Handlungsspielräume.

Agieren Sie selbstreguliert statt selbstkontrolliert.
Kontrollieren Sie hauptsächlich durch Willensstärke Ihr Verhalten? Diese Fähigkeit zur Selbstkontrolle verbraucht reichlich kognitive Leistungskraft und wird vom Verstand – mit Anstrengung und Disziplin – gesteuert. Die Selbstregulation findet auf tieferen Ebenen statt. Sie umfasst die psychischen Vorgänge, die bewusst und unbewusst reguliert werden und denen Handlungen folgen. Sie ist für eine gute Selbstführung eine tragende Säule und stärkt die Selbstwirksamkeit.

Pflegen und bauen Sie soziale Beziehung auf.
„Das Gehirn ist ein soziales Organ“, sagt Gerald Hüther, der bekannte Hirnforscher. Das letzte Jahr hat gezeigt, dass wir Menschen uns gegenseitig brauchen. Verbundenheit und Zugehörigkeit sind grundlegende Werte unserer menschlichen Natur. Sie beeinflussen unser tägliches Handeln und unsere Beziehungen.

Gehen Sie effektiv mit Informationen und Zeit um.
Um täglich eingehende Informationen zu sichten, auszusortieren und die wichtigen Dinge sinnvoll zu strukturieren, ist ein methodisches Vorgehen hilfreich. Denn unser Gehirn braucht gerade in stressigen Zeiten Struktur und gewisse Routinen, um den Kopf für die komplexen Aufgaben frei zu haben.

Nutzen und aktivieren Sie Ihre Ressourcen.
Zu unseren Ressourcen gehören unsere inneren und äußeren Potenziale: Unsere Stärken, Fertigkeiten, Erfahrungen, Neigungen, Netzwerke, unsere Kontakte und Arbeitsmittel. Sie unterstützen uns, Ziele zu erreichen und aktivieren unsere Motivation. Was tun Sie für sich? Wie aktivieren Sie Ihre Kräfte und Energiequellen?

Reflektieren Sie Ihre Kompetenzen im Bereich der Selbstführung.
Vielleicht haben Sie Lust, die eine oder andere Frage mit in die Natur zu nehmen und bei einem Spaziergang darüber nachzudenken. Bewegung und frische Luft fördern unsere Fähigkeit zu denken und sind nach langen Zeiten vor dem Bildschirm essenziell zur Regeneration. Ihr Geist wird angeregt und kann sich wieder für neue Perspektiven öffnen.

Fünf TIPPS zur Selbstführung 4.0

  1. Übernehmen Sie Verantwortung für das eigene Denken, Handeln und Fühlen.
  2. Trainieren Sie die Fähigkeit, Ihr Kopfkino konstruktiv zu regulieren.
  3. Bauen Sie Selbstvertrauen auf und gehen Sie mit Mut in die Veränderung.
  4. Seien Sie selbstbewusst und entwickeln Sie eine starke innere Haltung.
  5. Schließen Sie mit sich selbst einen persönlichen Entwicklungsvertrag ab.

Hier finden Sie ein Arbeitsblatt für einen persönlichen Check Ihrer Selbstführungskompetenzen zum Download.


Viel Erfolg bei Ihrer Selbstführung!

 

Über die Autorin

Renate Freisler, Balance Expertin, Business- & Online-Coach, Autorin, Kooperationspartnerin von EinfachStimmig

Ihre Expertise: Selbst- und Stressmanagement, Arbeits- und Organisationsentwicklung. Ihr Motto: Im agilen und komplexen Umfeld selbstwirksam handeln und Vorbild sein - das Mindset macht den Unterschied.

Quelle: Unser Geschäftspartner EinfachStimmig